Minjung Kim
Minjung Kim zeigt uns die Leuchtkraft der Tusche. Es sind Tiefenräume, die uns mit Staunen, vor allem aber mit Sehnsucht erfüllen. Es ist die Sehnsucht nach der Weite. Da wir nicht fliegen können, nagelt uns diese Sehnsucht in der Betrachtung fest. Ja, es gibt solche Gegenden auf der Welt, da möchte man in Ewigkeit verharren, sich von Licht nähren, in die Erde gerammt der Sehnsucht frönen, sich in ihr auflösen wollen. Die Weite in den Aquarellen von Minjung Kim ist ein Klangraum. Die sich lichtenden Hügellinien sind eine Melodie. Jedes dieser Aquarelle ist ähnlich und verschieden. Es ist, als gäbe es nichts zu erfinden, weil alles schon da ist.
Welch eine Ruhe, eine sinkende, schwebende, leichte Ruhe. Auch wenn die Sehnsucht an uns zerrt, erfüllt uns der Blick in die Ferne mit Ruhe. Minjun Kim löst Gegensätze auf, ohne die Antagonismen aufzuheben. Ein Paradox! Das ist das Ungewöhnliche dieser Arbeiten. Zum einen stehen wir nicht vor diesen Aquarellen. Wir erleben sie als Realität und Welt. Wir sind Teil dieser Realität, dieser Welt. Wir sind der Betrachter im Bild. Wir schauen uns über die eigene Schulter. Sind mit dem Licht, der Weite und der Ferne osmotisch verbunden. Zum anderen erfasst unser Blick ein Aquarell, ein Kunstwerk, das uns auf Distanz hält, über das unser Augen wandern, wir nehmen es erkenntnishaft wahr. Und in dem Moment kehrt die Ruhe in uns ein, als ein Klingen, Aufklingen und Verklingen, als eine Ausdehnung, die sich in der Tiefe des Raumes verliert, als eine Ausweitung unser selbst.
Diese wunderbare Schattierung des Lichts, die alles zulässt, was die mystische Ruhe nicht stört. - Jean-Christophe Ammann, Kurator
Minjung Kim shows us the illuminating powers of ink. These deep spaces elicit our wonder but, even more, the desire, the longing for a vast openness. But since we cannot fly, the desire remains chained in the observation. Of course, there are some places in the world, where one would love to stay forever, nurtured by light, indulging in the desire whilst being embedded in earth, longing to be immersed in it. The openness of Minjung Kims watercolour paintings is an acoustic space. The receding silhouettes of the hills are a melody. Each watercolour painting is similar and different. No need to imagine anything, everything is already there.
What tranquility, a descending, floating, airy quietness. And even though desire still torments us, the view into the distance fills us with peace. Minjung Kim resolves differences without eliminating contradictions. A paradox! That is what is striking about these paintings. We dont just stand in front of those watercolour paintings, we perceive them as a reality, a world. We are part of this reality, this world. We are the viewer inside the painting. We look over our own shoulder, osmotically linked to the light, the vastness and the distance. On the other hand, our eyes view a watercolour painting, a piece of art, which keeps us at a distance, over which our gaze wanders and we take it for real. And in that moment we grow calm, like a jingling, a clinging, a fading chime, like an extension, that dissipates in the depth of space, as an extension of ourselves.
These enchanting shades of light, which allow everything, that does not disturb the mystical peace. - Jean-Christophe Ammann, Curator
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