Thole Rotermund Kunsthandel

Lyonel Feininger zählt zweifellos zu den bedeutendsten Graphikern der Moderne, insbesondere sein Holzschnittwerk ist – neben dem der Künstler der „Brücke“ das umfangreichste des 20. Jahrhunderts. Er ist ein herausragender Meister der modernen Graphik, der Holzschnitt spielt in seinem Œuvre eine signifikante Rolle – besteht doch für die Künstler ein besonderer Reiz dieses Mediums genau darin, daß ihm die angestrebte Reduktion auf das Wesentliche bereits immanent ist. Auch legt Feininger größten Wert auf ausgesuchte Papiere – für die Holzschnitte finden sich feine Japanpapiere, teilweise hauchdünn oder strukturiert, für Radierungen volle Velinpapiere, welche die Abstufungen der Farbe ideal aufnehmen können. Bisweilen auch aber farbige Papiere, die die monochromen Motive spannend akzentuieren.

Neben seinen Holzschnitten zeigen wir auch die von ihm sogenannten Männekins, die „Ghosties“, 1954, welche Zeit seines Lebens weder ausgestellt noch verkauft werden und ausschließlich als Geschenke an Familie oder Freunde bestimmt sind. Die fröhlichen oder verschrobenen Strichmännchen ist auch unser Motiv in dem für Feininger typischen kantigen Duktus zu Papier gebracht.

Für Liebhaber kleiner, aber feiner Papierarbeiten von August Macke werden wir in unserem Kabinett einige "Kunst-Stückchen" bereithalten. Ein besonderes Highlight ist das wunderbare Blatt "Frauen vor dem Sultan", 1912. Ab 1912 treten orientalische Themen vermehrt in Mackes Werk auf. Die Komposition der "Frauen vor dem Sultan" entführt den Betrachter in eine phantastische Welt, die Auflösung des rätselhaften Tuns der Figuren bleibt offen. Verschiedenste Einflüsse, die auf Macke einwirken, finden hier einen Ausdruck: die des Kubismus, des Futurismus und nicht zuletzt die des „Orphismus“ Robert Delaunays – dessen Person und Kunst Macke eine Offenbarung sind.

Das Menschenbild ist ein zentrales Thema, dem sich der Karlsruher Karl Hofer immer wieder zuwendet. Er hat den Menschen studiert, seine Abgründe, aber auch seinen liebevollen, zarten Seiten. Unsere „Windsbraut“, die verwünscht ward, in alle Ewigkeit schnell und mit ungestümer Kraft, wie ein Wirbelwind alles mitreißend, dahinzufahren zeichnet Karl Hofer um 1937. Das Motiv eines plötzlich aufbrausenden Windes, der das schützende, gemeinsame Tuch des dargestellten Paares wegweht, darf, in dem Jahr als Karl Hofer als entartet diffamiert wird, als bedrohlich und geradezu prophetisch verstanden werden. Dieses eindrucksvolle Blatt steht in engem Zusammenhang mit dem im gleichen Jahr entstandenen Gemälde "Im Wind", heute im Detroit Museum of Arts, USA.