Hubert Scheibl
„Hubert Scheibl nimmt bereits seit Jahrzehnten einen fixen und essenziellen Stellenwert in der internationalen abstrakten Malerei ein. Abstraktion versteht Scheibl als erweiterten Begriff, der auf den historischen Errungenschaften der ungegenständlichen Malerei aufbaut, jedoch nicht nur auf dem reinen formalen Erscheinungsbild beruht. Momente wie Natur, Raum und mentale Referenzen – oft aus dem Unterbewusstsein gespeist – sind hier entscheidende Parameter.“ (Florian Steininger)
Bereits vor und während seines Studiums von 1976 bis 1981 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Max Weiler und Arnulf Rainer sah sich Hubert Scheibl mit einer nihilistischen Haltung gegenüber dem Tafelbild konfrontiert, mit den radikalen Übermalungen Rainers oder dem Bildersturm der Wiener Aktionisten. So griff der junge Künstler zunächst das Wild-Aktionistische für seine Malerei auf, um dieses zu verarbeiten und schließlich neues Terrain für sich zu erschaffen. Denn zum Unterschied von den autoaggressiven Aktionsmalereien von Günter Brus oder Hermann Nitsch, erfüllte Hubert Scheibl seine Leinwände mit koloristischem Sensualismus, malerischer Üppigkeit und vitalem Elan. So gelang es den „Neuen Wilden“, zu deren Hauptvertretern Scheibl zählt, die Malerei in den 1980er Jahren als Quelle für neue Entwicklungsströme zurückzuerobern.
Waren Scheibls frühe Werke durch eher monochrome Farbigkeit geprägt, so weisen die aktuellen Bilder eine poetische Farbenpracht auf. Expressivität und Materialität wurden abgelöst von sensitiv beruhigter Malerei und Transparenz. Die Bildfläche ist nunmehr eine fein modulierte Farbmembran, die das innere Licht durchdringen lässt und dem Betrachter ein Gefühl von tiefer Räumlichkeit vermittelt. Hubert Scheibls virtuose Gemälde zeigen, wie ausbaufähig das Medium der Malerei auch zu Beginn des 3. Jahrtausends noch ist. Seine monumentalen Leinwandbilder sind Fiktionen, zeitlose, mentale Raumkonstruktionen, die zur kontemplativen Betrachtung einladen und ungewöhnliche Seherfahrungen verschaffen. Sie sind Reisen ins Ich, in die Untiefen der persönlichen Psyche, die universell-archetypische Gefühle ansprechen und ausdrücken.
Dass Scheibl in den vergangenen Jahrzehnten als herausragender Vertreter einer abstrakt-sensiblen, gestenreichen Malerei unter den österreichischen Künstlern seiner Generation erkannt wurde, fand Niederschlag in der Biennale von São Paulo 1985, der Biennale di Venezia 1988 sowie in vielen internationalen Ausstellungen seiner Arbeiten und Ankäufen durch bedeutende Museen und Sammlungen (u.a. National Art Museum of China, Museum Würth, Museum of Contemporary Art in Helsinki, Centre Pompidou und Musée National d´Art Moderne in Paris, Kunstmuseum Liechtenstein, Universalmuseum Joanneum, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Essl Museum, Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmuseum, Lentos Kunstmuseum in Linz, Museum Liaunig, Museum der Moderne in Salzburg, Landesmuseum Niederösterreich in St. Pölten, Albertina, Bank Austria Kunstforum, Belvedere, MUMOK, Sammlung Ploner, Strabag Kunstforum, Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wiener Secession). Darüber hinaus wurde Hubert Scheibl 1992 mit dem Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst und 2014 mit dem Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet.
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