Walter Schembs
Angeregt durch seine Ausbildung als Restaurator begann Walter Schembs, 1956 in Worms geboren, ab 1985 erste Skulpturen zu schaffen. Seit 1990 arbeitet er freischaffend als Bildhauer. Er ist Mitbegründer der Kunst-Triennale „Blickachse Worms“, nahm an Symposien in Dänemark, Tschechien und Österreich teil und erhielt 2005 den Kunstpreis der Stadt Walldorf bei Heidelberg. Viele seiner Arbeiten stehen im öffentlichen Raum, unter anderem in Finnland, Tschechien und Luxemburg. An Messen nahm er in Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Karlsruhe, London, Zürich und Basel teil.
Schembs bevorzugtes Material ist seit jeher der Werkstoff Holz. Seine stehenden, hockenden oder sitzenden Skulpturen ruhen ganz in sich selbst. Die grob behauene Oberfläche gibt ihnen etwas Urtümliches und vermittelt gleichzeitig die große Passion des Künstlers für den Werkstoff, den er, meistens ohne Vorzeichnungen angefertigt zu haben, direkt mit Kettensäge, Beil, Drechsel und Stechbeitel bearbeitet. Die Werkzeugspuren bleiben an der Oberfläche stets sichtbar. Bevorzugt arbeitet Schembs mit Eichenholz, aber auch gerne mit Fundstücken wie alten ausrangierten Fachwerkbalken, denen man ihr Alter und ihre Gebrauchsspuren deutlich ansieht, oder dem abgesägten Stamm eines Essigbaumes, die wild als Unkraut auch in Städten wachsen und den er auf dem Grundstück einer Nachbarin fand.
Seit 1998 lässt er auch Bronzen gießen, da sich dieses Material für eine Platzierung in Freien eignen. Dabei überträgt sich die Struktur und Maserung des Holzes in die Bronzeoberfläche, so dass sich weniger eine metallene als eine organische, haptische Wahrnehmung einstellt. Aus den präzisen Abgüssen lassen sich sogar noch die verwendeten Holzarten erkennen. Vereinzelt und sehr reduziert verwendet Schembs auch Farbe, mit der er einzelne Akzente betont, oder er erzeugt mit Schwefel-Leber, Eisensulfat und Eisennitrat eine für Bronze untypische Patina.
Sein Thema ist das Menschenbild, das in der Kunstgeschichte schon immer im Zentrum des künstlerischen Schaffens stand. Obwohl der Künstler seine Figuren typisiert, bleibt die menschliche Figur stets Vorlage und Vorbild und trotz der Reduktion auf das Wesentliche verleiht Schembs jeder seiner Figuren einen bestimmten „Charakter“.
Eine Besonderheit im Werk von Walter Schembs bilden die lang gezogenen Stelen, die nach oben schauen und durch das strenge Stehen im Raum dominieren oder sich wie Landmarken im Außenbereich behaupten: die aus dem Boden herauswachsenden Himmelsgucker. Sie verleiten zum Innehalten und Lenken den Blick des Betrachters ebenfalls nach oben in den Himmel. Das schwere Material Bronze erhält durch die Gestaltung eine dynamische Leichtigkeit.
Neben diesen für ihn typischen „Himmelsguckern“, stehen seine Figuren auch in Paaren zusammen; weitere beliebte Motive sind Ross und Reiter, sowie die Stuhlmenschen. Damit stehen seine Skulpturen in der Tradition der griechischen Archaik (mit der Darstellung der Kouroi und Koren), bis hin zur außereuropäischen Skulptur und Künstlern der bildhauerischen Tradition wie beispielsweise Alberto Giacometti, der als ein Vorreiter seiner Zeit die Übermacht des Raumes demonstrierte und daher seine Figuren bis aufs Wesentliche reduzierte.
Mit einigen Werktiteln bezieht sich Schembs auf historische Figuren beispielsweise der griechischen Mythologie: Der „Ikarus“ besteht aus einem Stück Holz, das der Form eines Flügels ähnelt; eine lesende Figur trägt den Titel „Homer“. Die Skulptur „Mann mit Boot“ kann auch als moderner Odysseus interpretiert werden, genau wie die vielen Paarfiguren, meist aus einem Holzstamm gefertigt, auf die Darstellung von Adam und Eva verweisen, den Stammeltern des Menschenbildes, die bei Schembs nicht aus einer Rippe, aber aus „demselben Holz geschnitzt“ sind.
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