Ulrich Haug
Ulrich Haugs Arbeiten sind Bild und Objekt. Sie sind flächig und rechteckig – und erinnern somit an die Konturen von Gemälden. Gleichzeitig entfalten sie eine objekthafte und skulpturale Präsenz im Raum.
Tafeln und Blöcke aus Wachs und Beton – das sind die ersten Eindrücke der Stoffe mit denen Ulrich Haug arbeitet und die unterschiedlicher in ihrem Ausdruck nicht sein könnten. Gemeinsam ist ihnen die Umwandlung vom warmen flüssigen in den erkalteten festen Zustand. Weiteres Betrachten entfaltet einen Reichtum an Rohsubstanzen: Paraffin, Honigwaben aus der ungewöhnlichen und geduldigen Arbeitsgemeinschaft mit Bienen, Holz und Holzkohle, Steine, Ziegel, Mauerputz, Bitumen, patinierte Bleiarmierung, verrosteter Draht, verschlissene Seile, alte Fotos und Wortfetzen auf Briefpapier, Pigmente in Himmelblau oder Umbra, Tuschen und Tinten, Verbranntes, Zermalmtes, Zerrissenes.
Diese Objekte und Materialien werden aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen herausgenommen, verändert, und durch das Bewusstsein des Künstlers neu zusammengefügt. Sie sprechen für sich selbst, bezaubern und senden neue Signale. Die vorgefundenen Geheimnisse wollen gelüftet werden. Es sind Hinterlassenschaften des Menschen, der überall Spuren seiner Art zu leben hinterlässt, die für die Ewigkeit „konserviert“ werden.
Seine Arbeiten vereinigen Zartheit und Kraft. Sie sind still und meditativ und doch rufen sie laute Erinnerungen wach. Sie sind transparent und tiefgründig, schwebend und zugleich schwer und wirken wie seltsam vertraute Steinplatten, verwitterte Hausfassaden oder kostbare Schatzkästchen.
Es sind keine eiligen Arbeiten. Zeit und Geduld sind immanent. Sie fordern die Betrachtenden zum Suchen heraus und lassen sie doch zu sich finden, ganz im Sinne des chinesischen Philosophen Lao-Tse: „Tiefe Ruhe ist Bewegung in sich selbst“.
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