Schmalfuss Berlin contemporay fine art

HANNES MUSSNER möchte man als hidden champion der zeitgenössischen Holzbildhauerei bezeichnen. Der Südtiroler experimentiert bei seiner Suche nach neuen Darstellungsformen mit Materialien wie Ton, Wachs, Gips, Kunstharz oder Acryl in Kombination mit Holz. Seine realistisch anmutenden Figuren zeichnen sich durch eine expressive, materialbetonte Oberflächenbehandlung aus. Sie sind aus dem Holzstamm herausgearbeitet. Holzmaserung und -farbe bestimmen ihren Charakter. Sie wirken individuell und typisiert zugleich. Der von MUSSNER wohldurchdachte Materialmix verleiht ihnen eine herausfordernde Geste. Und genau hier beginnt die feinsinnige Kommunikation mit dem Betrachter.
 
Der 1989 in Bozen (Italien) geborene HANNES MUSSNER hat sich im Grödner Tal, wo er heute noch ein Atelier hat, mit Bildschnitzerei beschäftigt, bevor er sich für das Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie in Karlsruhe entschieden hat. Einflüsse seines Lehrers Stephan Balkenhol sind in seinen Arbeiten ebenso zu spüren wie künstlerische und kunsthandwerkliche Traditionen seines Heimatlandes. Im Sommer 2023 hat HANNES MUSSNER sein Studium als Meisterschüler bei Stephan Balkenhol abgeschlossen. Und auf der art-KARLSRUHE 2023 hat ihm der renommierte Künstler Markus Lüpertz enormes Talent und eine vielversprechende Bildhauerkarriere zugesprochen.
 
Derzeit pendelt HANNES MUSSNER zwischen seinem Atelier im Grödner Tal und der Werkstatt in Karlsruhe.

EDGAR DIEHL nutzt Aluminiumbleche, aus denen er Reliefs formt. Die durch Kantung abgeknickten Segmente erlauben eine farbige Fassung, die mit dem Standpunkt des Betrachters und mit dem Lichteinfall in Interaktion tritt. Der 1950 in Sprendlingen/Rheinhessen geborene Künstler betreibt bereits seit den 80er Jahren Farbforschung.  Und so hat DIEHL im Jahr 2009 eine Reliefform entwickelt, bei der das Zusammenspiel von Farbe, Form, Licht und Schatten zu einem visuellen Phänomen führt. Das Objekt entzieht sich durch seine Kontra-Perspektive der Einordnung, wodurch die Funktion der Raumwahrnehmung überraschend transparent wird.­

EDGAR DIEHL präsentiert zum ersten Mal seine Werke in Karlsruhe im Rahmen einer One-Artist-Show. Ausgehend von den Parametern der konkreten Kunst, stellt er sich der Herausforderung, Kunstwerke zu gestalten, die weder einen symbolischen noch einen realen Inhalt haben. Was ihn antreibt, sind Neugier, Liebe und Experimentierfreudigkeit in puncto materialspezifischer Eigenschaften sowie deren Kombinationen. Unberechenbare äußere Einflüsse werden von ihm bewusst als gestaltendes Prinzip ins Werke eingebunden. Das Ergebnis sind Reliefs voller optischer Reize, haptischer Vielfalt und – für den, der sich darauf einlässt – voll unergründlicher Magie.

Mit großer Präzision erschafft ROLAND STRATMANN, geboren 1964 in Südlohn, vielschichtige Tableaus mit mehrdeutigen Bildinhalten. Die Grundlage dafür bilden gelaufene Postkarten, aus deren Texten STRATMANN ein prägnantes Zitat herausgreift. Dieses zeichnet er in großen Lettern als Schriftzug über die Karten und verbindet die Aussage mit einer Tuschezeichnung. Die Werkserie "Ich bin dann mal weg" thematisiert das Aussterben seltener Tierarten und die Serie "Vogelkunde" das Reisen und verweist damit auf einen eurozentristischen Blick. Die Betrachtenden sind herausgefordert, die Komplexität der Bilder zu ergründen und mit ihren Assoziationen auf eine imaginäre Reise zu gehen.
Die Tableaus von ROLAND STRATMANN, die stets gesellschaftsrelevante Themen aufgreifen, sind einzigartig aufgrund ihres vielschichtigen Bildinhaltes, der unterschiedlichen Materialien sowie der diversen künstlerischen Techniken. So besteht das Werk "Imitation" aus der Serie "Senza Madonna" aus 18 gelaufenen Postkarten aus Italien und dem Vatikan. Trägt Sonderbriefmarken mit Darstellungen nach Michelangelos Sibyllen und Propheten. Weist eine Zeichnung nach dem Gemälde "La Madonna del Giardino delle Rose" auf. Und beflügelt beim Betrachtenden die Fantasie durch das hervorgehobene Zitat.