GERHARD RICHTER
Gerhard Richter (*1932) wurde in Dresden geboren. Seine Mutter fördert die Ambitionen des jungen Richter und an der Dresdner Kunsthochschule erhält er eine klassische künstlerische Ausbildung. Jahre später, kurz vor der Errichtung der Mauer, gelingt ihm und seiner Frau die Flucht über West-Berlin nach Düsseldorf. Von 1961-1964 studiert Richter an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Otto Götz. Dort begegnet er den Künstlerkollegen Sigmar Polke, Konrad Fischer-Lueg und Blinky Palermo, mit denen er in den folgenden Jahren intensiv zusammenarbeitet. Schnell werden ihre Werke international wahrgenommen. 1963 gründen Richter, Polke und Fischer-Lueg den “Kapitalistischen Realismus”. Die Künstler verarbeiteten, meist ironisch, Motive aus den Massenmedien. Richter will seine Kunst aus den kunsthistorischen Traditionen lösen. Seine Werke sollen vor allem ihre bildnerischen Qualitäten herausstellen, statt sich auf kunsthistorische Verweise zu beziehen. Ihre visuelle Präsenz steht im Vordergrund, nicht das Bild als Bedeutungsträger. Damit hat sich Richter einen neuen Weg gesucht, der ihm alle Möglichkeiten offenlässt. Diese neue Positionierung ohne Kompromisse lässt ihn bis heute zu dem Vorbild einer ganzen nachfolgenden Künstlergeneration avancieren.
Seine erste Ausstellung findet gemeinsam mit Polke und Fischer-Lueg in einem leeren Düsseldorfer Kaufhaus statt. Es ist die erste Präsentation der sogenannten grauen Fotobilder. Typisch ist die Vermalung der Farbe, so dass eine motivische Unschärfe entsteht. 1966 beginnt er mit der Werkgruppe der Farbtafeln, die den monochromen grauen Bildern und den farbigen Vermalungen folgen. Alle diese Arbeiten lassen keine inhaltliche Interpretation zu. So auch die Werkgruppe der Abstrakten Bilder, von denen er 1967/68 eine erste Reihe kleinformatiger Bilder malt. Es entstehen fortan die verschiedensten Spielarten einer freien Malerei, abstrakte Formen, gestische Spuren, Vermalungen und Farbstrukturen.
Nach Aussagen des Künstlers sind diese Gemälde in erheblichem Maße vom Zufall abhängig und widersprechen in ihrer Endfassung häufig anfänglichen Absichten. Schließlich malt er in den 1980er und 1990er Jahren mit erheblicher öffentlicher Resonanz aufgenommene große expressiv farbige abstrakte Gemälde. Sie bestehen aus mehreren Farbaufträgen mit zum Teil eingreifenden Abkratzungen bis auf den Malgrund, impulsiver Gestik sowie Übermalungen. In der Rezeption von Richters Werk wird betont, in welch hohem Maße Richters Œuvre voller Widersprüche und Diskontinuitäten erscheint: zwischen foto-realistischen Naturdarstellungen, den unscharfen Gemälden nach Fotografien und Gemälden höchster Abstraktion bis hin zu Glas- und Spiegelobjekten.
Richter greift diese unterschiedlichen Vorgehensweisen immer wieder auf. Was dieses Werk zusammenhält, ist Richters forschende und experimentierende Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Die stilistisch vielfältige Befragung der Medien moderner Kunst nach der Wirklichkeit wird als der eigentliche Kern des Richterschen Œuvre angesehen und lassen Richter zu einem der einflussreichsten Künstler unserer Tage avancieren, was nicht zuletzt die jahrelange Erstplatzierung der Weltrangliste der lebenden Künstler, ermittelt im Kunstkompass des Manager Magazins belegt.
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