Galerie Anja Knoess

Peer Boehms (*1968, Köln/DE) Arbeiten entstehen auf der Grundlage von im Internet gefundenen historischen Fotografien als Kugelschreiberzeichnungen auf alten Seekarten oder Malereien mit Tusche, Aquarell, Acryl, Rost und Kaffee auf Leinwand. Er reduziert, verändert und überlagert seine Motive so, dass sie abstrahiert werden und ihr Inhalt nur noch aus dem Kontext und dem Gesamtbild heraus verstanden werden kann. Durch die konsequente Reduktion des zugrunde liegenden Motivs löst sich Boehm malerisch von der fotografischen Vorlage. Durch die Leere und Abstraktion des Abgebildeten vermittelt Boehm die implizite Frage nach dem Wahr- heitsgehalt der Erinnerung. Die teilweise eingeschränkte Lesbarkeit des abstrahierten Sujets thematisiert auch die psychologischen Gesetze der Wahrnehmung und die Sehgewohnheiten der Kunstrezeption.

Bertram Hasenauer (*1970, Saalfelden/AUT) arbeitet bevorzugt in den klassischen Genres des Porträts und der Landschaft. Den zeitgenössischen Aspekt seiner abstrahierenden Malerei, die von altmeisterlicher Feinheit und Akkuratesse ist, zeigt die Wahl des Motivs, des Bildausschnitts, deren Klarheit und Reduktion aufs Fragmentarische und Ausschnitthafte. Seine Porträts wie auch seine Landschaften wirken aufgrund ihrer typisierenden Darstellung mystifiziert und zeitlos. Bertram Hasenauer spielt mit den Grenzen der klassischen Malerei und den Sehgewohnheiten der Betrachtenden. Die Erzeugung eines Bildraums durch Kontraste starker Farben und feine Farbverläufe sind neben Volumen und Raum, Anschnitt und Fläche, formal-technische Fragestellungen die auch zeigen, dass sein malerischer Ansatz stark von seinem ursprünglichen künstlerischen Ausgangspunkt als Bildhauer geprägt ist. Hasenauers typisierte Porträts sind in Zeiten allgegenwärtiger digitaler Selbstinszenierung und Hyperindividualisierung irritierende Bilder der Reduktion, Stille und Introversion.

Architektur, Innenraum und umgebender Raum, sowie deren Stauchung, Streckung, Verzerrung der Perspektive, Detail und Zoom, sind wichtige Aspekte von Jens Hausmanns' (*1964, Meiningen/DE) Malerei. Neben meisterhaft durchgearbeiteten Flächen und Gebäudehüllen, Durchsichten durch Fenster, Spiegelungen und Wasserflächen zeigt er eine romantisierende, teils surreal wuchernde Natur.

Ein Großteil der Arbeiten Jens Hausmanns basiert auf Fotografien und Skizzen von Gebäuden, die er in Architekturpublikationen und unterwegs, im Alltag und auf Reisen findet. Allerdings sind diese lediglich der Auslöser zur Gestaltung eines Bildes: Er übersteigert und hyperstilisiert diese baulichen Realitäten, dekonstruiert sie und setzt sie neu zusammen in neue Kontexte und Umgebungen. Jens Hausmanns Szenarien sind malerisch konstruierte und inszenierte Realität – kein Abbild des Realen.

Die Architektur verliert in Jens Hausmanns Gemälden ihre ursprüngliche Funktion als Lebens- und Schutzraum, ist inszenierten Raum. Sie wird zum setting, vergleichbar einer Bühne oder einem Filmstill.

Anica Hauswald (*1985, Düren/DE) arbeitet stets abstrakt und grundsätzlich von der Farbe ausgehend. Im Ursprung ist ihre Malerei dem Prozess von Bewegung und Energie, dem spontanen Malfluss und der Freude daran unterworfen. Diesen Malprozesses vollzieht sie sowohl intuitiv als auch kontrolliert.In ihren aktuellen Werken bringt Anica Hauswald die Ölfarbe mal mit großzügigeren, mal mit kürzeren, neben- und übereinander gesetzten und farbig gemischten Pinselsstrichen auf den Bildträger. Dabei arbeitet sie sicher und schnell, mit feinem Gespür für Proportion, Farbstimmung, Licht und Kontraste. Es entstehen zum einen Gemälde in denen ihre schnell und fast staccatohaft nebeneinandergesetzten Farbakkorde eine dichte Überlagerung und vibrierende Farbvielfalt erzeugen. In anderen Arbeiten malt sie mit singulären, längeren Gesten luftig komponierte, tiefe Bildräume voller Licht und Farbe. Des Weiteren entstehen Motive auf fein abgestimmten, monochromen Bildgründen, wo einzelne Pinselsetzungen fast flüchtig vor dem Farbraum des Bildes zu schweben scheinen.Die Malerei von Anica Hauswald steht klar in der Tradition des Informel, weder interessiert sie ein gegenständliches Motiv noch eine narrative Struktur im Bild.

Olamide Ogunades (*1996, Lagos, Nigeria) Arbeiten erzählen von Freunden und Familie, Menschen aus seinem Umfeld, von ihrem Leben, ihren gesellschaftlichen und ideologischen Vorstellungen.
Die Gesichter der dargestellten Personen erfasst der aus Nigeria stammende Künstler stets zeichnerisch mit Kohle und Bleistift. Diese besondere Materialität und ihre Farbigkeit steht für ihn repräsentativ für die schwarze Hautfarbe der Afrikaner*innen, deren Geschichten er erzählen will. Demgegenüber verwendet er starke Acrylfarben sowohl für die Kleidung der dargestellten Personen, wie für die Interieurs und häusliche Umgebung und Darstellung von Natur und Landschaft. Auch die Individualität seiner Protagonisten, die sie über Mode und persönlichen Stil, Geste und Haltung ausdrücken, vermittelt er in leuchtenden Acrylfarben. Diese intensiven, klaren Farben vermitteln für ihn die Schönheit der jeweiligen Lebens- und Umwelt seiner nigerianischen Heimat am treffendsten.

ALEXANDER ERNST VOIGT schafft Bilder, die die Frage nach Abstraktion oder Figuration aufwerfen und dabei das Malen selbst in das Zentrum der Betrachtung stellen.  Seine Landschaften oder Übersichten auf Landschaft abstrahieren das Abgebildete so, dass jeder Strich im Werk seine Autonomie als malerisches Konstrukt bewahrt. Dabei ist seine Malerei nie nur beschreibend narrativ oder mimetisch nachahmend, der Gegenstand seiner Abstraktion ist immer klar nachvollziehbar. Im Vergleich zur Abstraktion der anderen gezeigten Positionen abstrahiert und analysiert er den Bildgegenstand, indem er ähnliche Bildstrukturen immer wieder neu unter anderen bildnerischen Bedingungen variiert, präzise verschiedene Untergründe wählt, mit roher Leinwand oder lackierten Oberflächen arbeitet. Voigt richtet den Blick auf das Wesentliche, setzt auf Strukturprinzip statt Abbildung und schafft so Bilder, die in ihrer Wirkung ganz dem Medium selbst verpflichtet sind. (Gregor Jansen)

Martin Wehmer (*1966, Blankenstein/DE) schafft seine stark gestische Malerei mit expressiv großzügigem Pinselstrich und pastosem Auftrag des Malermessers. Die reine Ölfarbe formt das Motiv als plastisches Relief und ist zugleich abstrakte lesbare Farbmalerei. Das Motiv des Dargestellten ist für den Maler sekundär und dient ihm als Anlass für seine charakteristische Umsetzung. Wehmers malerisches Konzept und die Umsetzung seines Sujets zielt immer auf den Rezipienten und dessen Wahrnehmung von gegenständlicher oder abstrakter Form und Inhalt.