Antonello Viola
Die Inseln Elba, Tavolara, Giglio, Le Camere, aber auch Favignana und Palmarola: Jedes Werk auf Glas von Antonello Viola ist von einer Insel inspiriert, wodurch im Laufe der Zeit einem imaginären und persönlichen Archipel Gestalt verliehen wird, in dem sich die physischen Merkmale der einzelnen Inseln in dunstigen chromatischen Akkorden auflösen. Das Werk mit seiner besonderen Architektur, die durch die Transparenz des Glases unterstrichen wird, simuliert den Mechanismus des Gedächtnisses, indem es eine reale Erfahrung oder eine fantastische Beschwörung wiedergibt. Ähnlich wie die Erinnerung, die oft nicht als klare Vision, sondern als verschwommenes, bruchstückhaftes Bild, als ungreifbarer Eindruck im Geiste erscheint, fangen die von Viola gemalten Inseln auf dem Glas die chromatische Substanz ein, die Reflexion jener essenziellen Vereinigung von Himmel, Wasser, Licht, Dampf, Sand, Fels, die sich in der Insel – oder in der Idee dieser Insel – konkretisiert. Genau wie im Gedächtnis erscheinen die Elemente der Landschaft in Violas Werken nicht in einer geordneten Reihenfolge, sondern überlappen und durchdringen sich und scheinen sich im Laufe der Zeit in ihrer verbliebenen chromatischen Substanz auf den Glastafeln niedergelassen zu haben. Zeit als Maß der Malerei. Das Bild der Orte wird in seine bekannten Farben und Formen zerlegt und in Kombinationen neu zusammengesetzt, in denen Raum und Zeit der irdischen Elemente zu erkennen sind, aber nur aus dem Augenwinkel, indem man sich der Wahrnehmung der Sinne überlässt. Jedes Element kristallisiert sich nicht in einer geschlossenen Form, sondern erinnert als Zeichen, das in Beziehung zu den anderen gesetzt wird, an die unaufhörliche Verwandlung von Materie, die ihren Zustand ändert, von Gestein, das zu Sand wird, an die ständige Bewegung des Meeres, an Wasser, das durch die Sonne verdunstet, das durch die Wellen und den Wind aufschäumt. Inseln sind par excellence Gebiete, deren Grenzen sich verschieben, die von den Gezeiten ständig neu definiert werden und die von den Lichtreflexen auf dem sie umgebenden Wasser belebt werden.
Antonello Viola wurde 1966 in Rom geboren und absolvierte sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Rom bei Maestro Enzo Brunori. 1989 verbrachte er einen längeren Studienaufenthalt in Spanien, wo er am Fachbereich für Bildende Künste der Universität La Laguna promovierte. Er stellt in Galerien, Museen und Institutionen in Italien und im Ausland aus. Seit 1996 unterrichtet er Dekoration an der Akademie der Bildenden Künste in Bologna und seit 2021 Wissenschaft und Farbtechnik an der Akademie der Bildenden Künste in Rom, wo er derzeit lebt und arbeitet.
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