Tobias Vetter
Tobias Vetters jüngste Werke balancieren zwischen dem Klischeehaft-Maskulinen und einer subtilen, beinahe poetischen Zartheit. Seine zunächst einschüchternd wirkenden Protagonisten – Verkörperungen archetypischer Männlichkeit – enthüllen bei genauerer Betrachtung eine unerwartete Verletzlichkeit: Muskulöse Riesen in sanft gekrümmten Gesten, Skinheads mit nachdenklich gesenktem Blick, dem Horizont zugewandt. Was vordergründig als Symbol unerschütterlicher Stärke erscheint, verwandelt sich in empfindsame Wesen, die eine neue Form von Männlichkeit verkörpern – eine, die berührt und berührt werden möchte.
Die Malerei bleibt der Ausgangspunkt von Vetters Schaffen, doch wird sie jüngst erweitert durch monumentale Tapisserien. Diese einst dem Weiblichen zugeschriebene Textilkunst wird bei Vetter zu einem kraftvollen Medium, das zarte Maskulinität feiert und neu definiert. Parallel dazu finden seine fragilen Riesen ihren Weg in Marmor- und Sandsteinskulpturen – ein Spiel mit der Dualität von Materialität und Form, das den vermeintlich festen Grenzen zwischen Stärke und Schwäche, Männlichkeit und Weiblichkeit, Substanz und Ausdruck mit Leichtigkeit entgegenwirkt. Vetters Arbeiten entziehen sich den konventionellen Zuschreibungen und öffnen den Raum für eine neue, hybride Ästhetik, in der Stärke und Sanftheit einander nicht ausschließen, sondern bedingen.
*1985; lebt und arbeitet in Berlin
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