Susanne Kraißer
Das zentrale Motiv der Bildhauerin Susanne Kraißer ist die weibliche Gestalt als Akt- sowie Gewandfigur. In diesem Kontext interessieren die Bildhauerin formale Aspekte, wie zum Beispiel die Visualisierung von „Polaritäten wie Fragilität und Masse“ (Susanne Kraißer), sowie inhaltliche Fragestellungen. Zu letzteren gehören die Darstellung abstrakter Sachverhalte in Form von Allegorien, seelischer Befindlichkeiten sowie das Verhandeln tradierter weiblicher Rollenbilder und stereotyper Vorstellungen.
Mit der lebensgroßen Bronze Crescendo stellt Kraißer den Moment des tiefen Einatmens einer jungen Frau dar, in dem „Sauerstoff jede kleinste Zelle durchströmt“, einen „kraftvolle[n] Augenblick“ als „Sinnbild für ein Lauterwerden“ (Susanne Kraißer), als Ausdruck einer inneren Entwicklung. Für diesen Moment wählt Kraißer den Terminus Crescendo (lat./ital. crescere, „wachsen, sich steigern“), einen Begriff aus der Musik, der eine allmähliche Steigerung der Ton- bzw. Lautstärke bezeichnet.
Das leicht geneigte Haupt der jungen Frau, ihr nach innen gerichteter Blick sowie die ruhige Standhaltung charakterisieren sie trotz ihrer figuralen Präsenz als eher introvertiert. Ihre grazilen Hände vor dem Körper haltend, scheinen sich ihre Fingerspitzen zu berühren. Die prägnante Positionierung und Haltung der Hände macht sie zu Bedeutungsträgern. Kraißer versteht sie als „Sinnbild für Energie und Selbstwirksamkeit“.
Susanne Kraißer thematisiert mit dieser Plastik auf eine sehr subtile, das Innehalten und die Aufmerksamkeit des Betrachters fordernde Weise ein sich „Bewusstwerden der eigenen Kraft“ (Susanne Kraißer).
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