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art karlsruhe
Eine Veranstaltung der

Galerie Benden & Ackermann GmbH

Cheruskerstraße 56, 40545 Düsseldorf
Deutschland

Standort

  •   Halle 1 / H1/B08

Ansprechpartner

Klaus Benden

Marvin Ackermann

Oliver Schaffer

Unser Angebot

Kategorien

Unsere Künstler

Künstlerdetails

Kategorie: one:artist show, Gegenwartskunst

Simon Evertz

Simon Evertz, geboren 1988 in Neuss und Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf, beeindruckt mit seinen großformatigen Ölmalereien auf Leinwand und seinen uniaklen Holzschnitten. In seiner Zeit an der Kunstakademie war er von 2010 bis 2014 in der Master Class des renommierten dänischen Künstlers Tal R, welcher ihm nach Beendigung dieser, die Möglichkeit einräumte, sich von 2014 bis 2016 unter Peter Doig, einem der aktuell gefragtesten Zeitgenossen weiterzuentwickeln, was seinen eigenen unverwechselbaren Stil geprägt hat.

Seine meist figurativen Werke, die in sanften Pastellfarben erstrahlen, sind inspiriert von der Welt des Skateboardens, von Hockenmasken oder von mit Kussmündern bemalten Wänden in Australien und strahlen eine faszinierende Ruhe und Sinnlichkeit aus. Lassen Sie sich von der Kreativität und Einzigartigkeit seiner Werke begeistern.

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Kategorie: sculpture:spot, Gegenwartskunst

Willi Siber

Widerborstig und zart, schwer und leicht – Willi Sibers Arbeiten leben von Gegensätzen, vom Spiel mit sinnlicher Wahrnehmung von Material und Farbe, Oberfläche und Tiefe.

Die Kunst des Bildhauers, Malers, Zeichners und Objektkünstlers lässt sich keiner Stilrichtung zuordnen und hinterfragt die ästhetische Wirkung der von ihm verwendeten Materialien immer wieder aufs Neue. Ob aus Holz, Harz oder Stahl – Sibers Wand-, Boden- und Bildobjekte ziehen den Betrachter unweigerlich in ihren Bann. Sie strahlen im Glanz der Perfektion, wirken dabei jedoch auf selbstverständliche Weise leicht und verspielt, selbstbewusst und souverän.

Bereits in den 1980er-Jahren begann der Künstler (*1949 in Eberhardzell, Biberach/Riß, DE) seine technisch-formalen Holzarbeiten innovativ zu erweitern, was Willi Sibers Werk eine besondere Bedeutung in der Erneuerung der Holzbildhauerei zukommen lässt. Die vom Vater geerbte Schreinerei im oberschwäbischen Heimatdorf Dietenwengen wurde sein erster Atelierraum, weshalb er nach seinem Studium der Bildenden Künste an der Akademie Stuttgart 1976 wieder zurück aufs Land zog. Von der Vollholzskulptur wendete er sich schon früh ab, schuf in Folge kissen- oder rohrartige Holzhüllen mit dicht aufgesetzter, noppenartiger Oberflächenstruktur. Mit der Zeit erweiterte Siber sein Oeuvre, arbeitete mit unterschiedlichen Farben, Lacken, Emulsionen und gegossenem Epoxidharz. Auch Stahl zählt heute zu seinen präferierten Materialien.

Willi Siber stellt seit beinahe 30 Jahren in zahlreichen deutschen, inzwischen aber auch internationalen Museen, Galerien und namhaften Sammlungen, wie Deutscher Bundestag, Berlin, Deutsche Botschaft Buenos Aires, Pinakothek der Moderne, München, Regierungspräsidium Stuttgart, Staatsgalerie Stuttgart und im öffentlichen Raum aus.

Egal in welchem Material Willi Siber gerade arbeitet, sein künstlerischer Prozess ist stets mit umfangreicher, konsequenter Forschungsarbeit verbunden. Er ist ein Tüftler und verwendet oft Monate darauf, bestimmte Wirkungen zu erreichen und das Material zu beherrschen. Jede Arbeit begründet sich in einem Prozess vieler aufeinanderfolgender und genauestens aufeinander abgestimmter Arbeitsschritte, die sich letztendlich in einem perfekten ästhetischen Ganzen auflösen. Vielleicht macht mitunter gerade das die Faszination von Willi Sibers Werk aus.

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Kategorie: Kunst nach 1945

Robert Indiana

Der Maler, Graphiker, Bildhauer und Dichter Robert Indiana bezeichnete sich selbst als „American Painter of Signs“, als amerikanischen Maler von Zeichen.

Die kommerzielle Kultur der USA mit ihren Werbeplakaten und Konsumgüterlogos, ihren modernen Mythen und Träumen war Robert Indiana seit Ende der 1950er Jahre Quelle der Inspiration. Aus ihr kreierte er eine singuläre Bildsprache, die sich aus einfachen Elementen zusammensetze. Geometrische Zeichen, Buchstaben und Zahlen wurden in immer neuen und anderen Kombinationen variiert.

Indianas „Zeichenbilder“ greifen die signalhafte Bildsprache der Werbung auf und verbinden sich mit den Ausdrucksmitteln amerikanischer Kunst der 20er Jahre. Ihre erstaunliche Einfachheit und die Reduzierung auf das Wesentliche sind so einprägsam wie sie auch mehrdeutig bleiben. Seine Arbeiten wurden zu Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Robert Indiana wird am 13. September 1928 in New Castle, Indiana als Robert Clark geboren. 1942 zieht er zu seinem Stiefvater nach Indianapolis, um an der Arsenal Technical High School zu studieren. 1946 tritt er freiwillig in den Dienst der Air Force, um eine Ausbildung zu bekommen, und besucht nebenbei Kunstseminare. Im Herbst 1949 immatrikuliert er sich für ein vierjähriges Studium an der School of the Art Institute in Chicago und erhält 1953 ein Stipendium an der Skowhegan School of Painting and Sculpture in Maine. Er besucht Sommerkurse und lernt Alex Katz kennen. An der Universität von Edinburgh erwirbt er einen Abschluss in den Fächern Botanik, Englische Literatur und Philosophie des 20. Jahrhunderts.

Schon früh interessiert ihn neben der bildenden Kunst immer auch das geschriebene Wort. Er verfasst Gedichte, die er auf der Schreibmaschine tippt und mit eigenen Illustrationen versieht, womit sich die später für Robert Indiana so charakteristische Verschmelzung von Wort und Bild bereits abzeichnet.

1954 zieht er nach New York City, arbeitet als Verkäufer in einer Kunsthandlung und lernt Künstler der Pop Art, darunter Ellsworth Kelly, James Rosenquist und Cy Twombly, kennen. Er bezieht ein Atelier am Coenties Slip am Lower East River, einer vergessenen Gasse an der Südspitze von Manhattan.

Auch Agnes Martin, Jack Youngerman, Ann Wilson, Charles Hinman und Fred Mitchell wohnen hier. In ihrer Ablehnung des gestischen Abstrakten Expressionismus sind sie vereint.

Besonders Ellsworth Kelly, mit dem er zusammenlebt, regt Robert Indiana maßgeblich an, dem Weg der Hard-Edge-Malerei zu folgen. Assemblagen, die sogenannten Herms und die Orb-Bilder entstehen.

1959 ändert er seinen Namen und nennt sich fortan nach dem US-Bundesstaat, in dem er zur Welt kam, Indiana.

1960 macht er eine zukunftsweisende Entdeckung: In alten Lagerhallen und in verlassenen Lofts findet er Metallschablonen, wie sie zur Beschriftung von Transportkisten, Frachtern und Transportern verwendet wurden und kreiert daraus die schablonenhafte Schrift als Leitmotiv seiner Kunst.
 
Als Alfred Barr 1961 The American Dream 1 für das Museum of Modern Art kauft, beginnt Indianas Karriere.
 
1963 lernt er in der Stable Gallery Andy Warhol kennen und wirkt bei dessen Filmen mit.

1966 entstehen Indianas erste Siebdrucke. Die stilsichere Verbindung von Typographie und geometrischen Farbflächen, die leuchtende Farbigkeit ohne trennende Konturen, so dass die Farbflächen unmittelbar gegeneinanderstoßen, ist das, was seine graphische Kunst auszeichnet.

1962 nimmt Indiana an der Ausstellung „The New Realists“ der Sidney Janis Gallery in New York teil. Ihr folgen weitere in Den Haag (1964), in der Stable Gallery New York (1966), in der Galerie Schmela Düsseldorf (1966), im Stedelijk van Abbemuseum in Eindhoven und im Museum Haus Lange in Krefeld (1966). 1968 folgt die documenta IV. 1992 folgen Ausstellungen im Museum Ludwig Köln, im Museo Reina Sofia Madrid und im Museum of Fine Arts Montreal. 1997 stellt er im Rahmen der Ausstellung „Magie der Zahl in der Kunst des 20. Jahrhunderts“ in der Staatsgalerie Stuttgart aus.

Auf der 3. Biennale de sculpture in Monte Carlo ist er mit einer vier Meter großen Skulptur von LOVE vertreten.

1978 übersiedelt Indiana auf die ruhige Fischerinsel Vinalhaven. Vinalhaven ist schon damals eine Künstlerkolonie, die Indiana regelmäßig besucht. Der Legende nach zieht er dorthin, weil er von der New Yorker Kunstszene enttäuscht ist – laut eigener Aussage schlicht und ergreifend, weil sein Mietvertrag in der Bowery ausgelaufen war. Hier entstehen vor allem Assemblagen und Druckgraphiken.

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Kategorie: Kunst nach 1945

Alex Katz

Alex Katz ist einer der großen amerikanischen Maler. Noch vor der Überwindung des Abstrakten Expressionismus durch die amerikanische Pop Art und den Minimalismus schlägt er seinen eigenen Weg der gegenständlichen Malerei ein – in der Tradition der amerikanischen Malerin Georgia O’Keeffe, der Maler Fairfield Porter, Ralston Crawford und Edward Hopper.

Trotz einer eigentümlichen Distanziert behaupten Katz Bilder eine physische Gegenwart, der man sich nicht entziehen kann. Klare und einfache Kompositionen, Reduktion, glatte, monochrome Hintergründe, ungemischte Farbflächen, vereinfachte Silhouetten, extreme Ausschnitte, angeschnittene Figuren und Gesichter, wie in Filmaufnahmen vergrößerte Motive, der Umgang mit Licht und Schatten sind charakteristische Merkmale seiner künstlerischen Identität.

„Er findet die Sujets zu seinen Bildern in der unmittelbaren Umgebung. Ob Figur oder Porträt, Landschaft oder Architektur, für die Wahl seiner Ausschnitte musste Alex Katz nie weit gehen. Die ihn umgebende Natur in Maine lieferte die Vorlagen seiner Landschaften, der See-, Wald- und Strandbilder, und in New York reichte meist ein Blick aus dem Fenster seines Studios, um ihm die Motive seiner Stadtlandschaften zu geben. Die menschlichen Staffagen rekrutiert er aus seinem Bekannten- und Freundeskreis oder der Familie.“(Jochen Poetter, Von der neuen Präsenz der Bilder, Zur Malerei von Alex Katz, in: Alex Katz, in Your Face, Katalog zur Ausstellung „Alex Katz. In Your Face“ vom 9. Mai bis 18. August 2002, in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn, Wienand Verlag Köln 2002, S. 15)
 
„Was er malt, ist nicht die Realität der Welt, es ist, wie bei jedem guten Maler, die Realität der Malerei, aber als solche zugleich Ausdruck seiner Welt.“
(ebd., S. 16)
 
Alex Katz wird am 24. Juli 1927 in Brooklyn, New York geboren. 1928, zu Beginn der Depression, zieht seine Familie nach St. Albans einem Vorort von Queens. Der Vater ist Kaufmann, die Mutter Theaterschauspielerin. Beide interessieren sich für Kunst und Literatur. Zunächst sprechen die Eltern jiddisch und russisch mit ihrem Sohn. Damit er eine bessere Verbindung zur amerikanischen Kultur aufbauen kann, führen sie ab seinem vierten Lebensjahr fortan alle Gespräche mit ihm in englischer Sprache.

Nach dem Besuch der Woodrow Wilson High School, mit dem Schwerpunkt Gewerbegraphik, arbeitet Katz zunächst in einer Offsetdruckerei in der Abteilung für Reinzeichnung und Beschriftung. 1945/46 absolviert er seinen Militärdienst in der United States Navy. Von 1946 bis 1949 studiert er an der Cooper Union Art School New York Werbegraphik, Typographie und Zeichnung. Hier werden Ideen von Matisse, des Bauhauses und des Kubismus vermittelt. Von 1949-1950 setzt er sein Studium an der Skowhegan School of Painting and Sculpture, Skowhegan, Maine fort. Er studiert Kunsttheorie sowie Freilichtmalerei und beschäftigt sich mit der Malerei Paul Cézannes und Jackson Pollocks All-over-Paintings.

Die Ausbildungsjahre fallen in die große Zeit des Abstrakten Expressionismus. Am abstrakten Expressionismus von Pollock, Kline, Rothko oder de Kooning beeindrucken Katz die Formate und die Offenheit. Der Druck, sich von einer derartigen künstlerischen Potenz absetzen zu müssen, ist groß.

Sein Beharren auf figürliche Malerei lässt ihn in den Kreisen der Avantgardekünstler zum Außenseiter werden.

1950 zieht Katz von Queens nach Manhattan, wo er in der Kunst- und Musikszene der 10th Street verkehrt, den Jazz von Stan Getz für sich entdeckt und enge Freundschaften mit dem Tanzkritiker Edwin Denby, Dichtern, Fotografen und anderen Malern und Künstlern pflegt. Er heiratet die Malerin Joan Cohen. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Wandmalerei im Trompe-L’Œil-Stil und als Rahmenschnitzer.

In den 50er Jahren entstehen seine Scherenschnitt-Collagen. Hierfür setzt er Landschaften und Figuren aus einfarbigen Papierschnipseln zusammen, die er zum Teil vorher selbst einfärbt.
 
1959 fertigt Katz sein erstes Cutout. Aus einem Bild, das er für verunglückt hält, schneidet er die Figur aus der Leinwand heraus und zieht sie auf Holz auf.

Später geht er dazu über, Figuren direkt auf Holz oder Aluminium zu malen und auszuschneiden. Er bemalt Vorder- und Rückseite und stellt die Figuren wie Skulpturen frei in den Raum. Der Umraum fällt der Schere zum Opfer. Man fühlt sich an die späten Papierschnitte von Henri Matisse erinnert.

1954 hat er seine erste Einzelausstellung in der Roko Gallery in New York, der 1957, 1958 und 1959 weitere in New York und Massachusetts folgen.
 
 
1958 heiratet Alex Katz die Onkologin Ada Del Moro, nachdem er sich von seiner ersten Frau getrennt hat. Ada wird zum wichtigsten Modell seiner Portraitmalerei.
 
 
1960 wird Sohn Vincent geboren.

1961 bis 1963 nimmt Katz einen Lehrauftrag an der Yale University, New Haven wahr.
1963 bezieht er zusammen mit dem Hard-Edge-Künstler Al Held ein Atelier auf der New Yorker 5th Avenue.

Anfang der 60er Jahre findet Katz formale Vorbilder in den Breitwandbildern des Kinos und in der Werbegraphik großer Konzerne wie Pepsi Cola oder Lucky Strike. Die in Amerika typischen billboards inspirieren ihn zu immer größeren Formaten. Bereits 1959 erlauben seine Bildformate den Figuren fast lebensgroß aufzutreten und unterstreichen damit ihren demonstrativen Charakter, doch wird der Betrachter mit einer fast lapidaren Beschränkung auf das Nötigste konfrontiert. Die Szenerien von Ingmar Bergmann oder Michelangelo Antonioni werden zur motivischen Anregung.

Zwischen 1960 und 1964 gestaltet er Kostüme und Bühnenbilder für die Paul Taylor Dance Company. Paul Taylor hatte er bereits 1959 dargestellt. Das Bild zeigt den Tänzer in einem Trikot einfach dastehend. Mit diesem fast lebensgroßen Porträt vor monochromem Hintergrund hat Katz seine Identität gefunden.

In den 60er Jahren erarbeitet sich Katz verschiedene thematische Möglichkeiten innerhalb seiner Malerei, die sich mit Landschaft, Porträt und Figurenbild auseinandersetzen. In Mehrfigurengruppen, die für sein malerisches Werk seit Mitte der 1960er Jahre typisch sind, porträtiert er die soziale Welt von Malern, Dichtern, Kritikern und anderen Kollegen, die ihn umgeben.

1968 bezieht er ein neues Atelier im New Yorker Stadtteil SoHo.

1971 findet erstmals eine Retrospektive seiner Arbeiten statt. Die Ausstellung startet in Salt Lake City, Utah und wird anschließend in San Diego, Kalifornien, St. Paul, Minnesota und Hartford, Connecticut gezeigt.

1974 zeigt das Whitney Museum of American Art New York die erste Ausstellung mit seinen druckgraphischen Arbeiten, 1975 folgen Ausstellungen in London und erneut in New York, 1978 in Pennsylvania, 1988 eine Retrospektive im Brooklyn Museum New York.

1977 gestaltet Katz ein Ensemble überlebensgroßer Plakattafeln mit Frauenbildnissen für den New Yorker Times Square. 1986 wird im Whitney Museum of American Art, New York eine Retrospektive gezeigt.

In den späten 1980er und 1990er Jahren konzentriert sich Katz auf große Landschaftsbilder. 1986 entstehen erste Nachtbilder – eine Abkehr von den lichtdurchfluteten Landschaften, die er zuvor gemalt hat.
 
1995 sind Katz’ Gemälde erstmalig in Deutschland zu sehen. Die Staatliche Kunsthalle Baden Baden zeigt seine Arbeiten, das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, die Deichtorhallen Hamburg und viele weitere in Deutschland und Europa (Wien, London, Zürich, Bilbao, Salzburg, Liverpool, Paris, Madrid) folgen. Gleichzeitig finden Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit statt.

Um das Jahr 2000 greift er das Motiv der frühen Blumenbilder in monumentalen Formaten wieder auf. Cutout-Editionen und Buchprojekte mit befreundeten und zeitgenössischen Dichtern entstehen.

Mitte der 1960er Jahre, als die Druckgraphikeinen wahren Boom erlebt, wendet sich ihr Katz nach fast zehnjähriger Unterbrechung erneut zu, diesmal in der Absicht, dafür einen eigenen Werkbereich einzurichten.

Er hat zu diesem Zeitpunkt bereits zu seinem Stil und seiner Arbeitsweise gefunden. Jasper Johns und Andy Warhol geben ihm, wie er sagt, wichtige Impulse: „Sie waren die beiden Künstler, die mit ihren Druckgraphiken die europäische Tradition wirklich herausforderten …“

Der langwierige Arbeitsprozess bis zur Fertigstellung einer Druckgraphik entspricht jenem, der auch Katz‘ Gemälden vorangeht. Die Drucke entstehen – mit wenigen Ausnahmen – nicht spontan und weisen ähnlich kühle und perfekt gemachte Oberflächen auf wie die Gemälde.
 
 
„Ich male fast wie ein Drucker – vorhergeplant, in Schichten, Farbe auf Farbe […] deshalb ist das Drucken auch sehr natürlich für mich.“
(Alex Katz im Interview mit Constance Lewallen, 1990, in: Alex Katz, in Your Face, Katalog zur Ausstellung „Alex Katz. In Your Face“ vom 9. Mai bis 18. August 2002, in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn, Wienand Verlag Köln 2002, S.103)
 
Die Druckgraphik bietet Katz eine Vielfalt an Techniken und Ausdrucksmöglichkeiten. Er lässt sich von der Einzigartigkeit der Materialien inspirieren und findet für jede graphische Technik eine eigene Ausdrucksform. Häufig werden verschiedene Techniken in einer Arbeit kombiniert. Das Experimentieren mit der Technik sei gleichzeitig auch ein Experimentieren mit formalen Ideen, die man immer wieder von Neuem suchen und entwickeln müsse. Dies unternimmt er in den folgenden Jahrzehnten in keinem anderen Bereich so nachhaltig wie in der Druckgraphik.

Es entstehen Siebdrucke nach Gemälden, Siebdrucke nach Collagen, Lithographien in Zusammenarbeit mit der New Yorker Filiale des französischen Ateliers Mourlot. 1971 entstehen erste Radierungen, ab 1972 mit Hitoshi Nakazato, der seit 1971 in New York tätig ist. 1973 kehrt Katz zum Siebdruck zurück und greift auf Collagen und Gemälde der späten 1950er Jahre zurück. Erstmals kommen bei Katz 1974 Siebdrucktechnik und Lithographie in Kombination zur Anwendung. Der Siebdruck wird für die Farbflächen verwendet, die Lithographie für die Modellierung der Schatten.
 
Zwischen 1975 und 1980 gelangt Alex Katz mit dem New Yorker Drucker Prawat Laucheron zu höchster technischer Meisterschaft in der Aquatintatechnik. Die feinkörnige Textur der Aquatintaflächen ermöglicht ihm ein Arbeiten mit Grautönen. 1975 entsteht die erste Farbaquatintaradierung. Zuvor kombiniert er Siebdruck und Aquatinta, um Farbmodellierungen wie in einem Gemälde zu erzielen.

1978 schneidet Katz erstmals die Radierplatte entlang der Kontur der abgebildeten Figur ab und druckt sie auf Papier. Auf diese Weise erreicht er scharfkantige, in der Mitte des Blattes schwebende Figuren und transponiert die Cutout-Idee in die Druckgraphik.

1983, 1984 und 1989 arbeitet Katz in Paris mit Aldo Crommelynck zusammen, der bereits für Picasso druckte. 1985 entstehen erste Holztafeldrucke mit dem Japaner Tadashi Toda, Ende der 1980er Jahre auch Holz- und Linolschnitte. Die Maserung des Holzes spielt dabei für ihn eine wichtige Rolle. 1990 vereint er gemeinsam mit amerikanischen und japanischen Druckern die Techniken Holztafeldruck, Aquatinta und Siebdruck. Ab 1994 entstehen mehrteilige Siebdruckserien. Unter Einbeziehung seiner Erfahrung mit Linol- und Holzschnitten gelingt Katz mit der Radierung eine alleine auf die Konturlinie reduzierte Darstellung seiner Motive. Druckzustände gibt es bei ihm nicht.
 
Alex Katz hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Sein Werk war seit 1951 in mehr als 250 Einzelausstellung und fast 500 Gruppenausstellungen weltweit zu sehen.
 
Seine Werke sind in über 100 Museen und öffentlichen Sammlungen zu finden, u.a.
Albright-Knox Museum, Buffalo
Art Institute of Chicago
Carnegie Museum of Art, Pittsburgh
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington D.C.
Los Angeles County Museum of Art
Metropolitan Museum of Art, New York
Museum of Modern Art, New York
Museum of Fine Arts, Boston
Whitney Museum of Modern Art, New York

Israel Museum
Metropolitan Museum of Art, Japan

Sara Hildén Art Museum, Finnland
Centre Pompidou, Frankreich
Fondation Louis Vuitton, Frankreich
Albertina, Österreich
Berardo Collection, Portugal
Museo Centro die Arte Reina Sofia, Spanien
Tate Gallery, UK

Museum Frieder Burda, Baden Baden
Nationalgalerie Berlin
Museum Brandhorst, München
Bayerisches Museum München

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Kategorie: Kunst nach 1945

Roy Lichtenstein

Als Maler, Graphiker und Bildhauer wurde Roy Lichtenstein mit seinem Werk zu einer Schlüsselfigur der amerikanischen Kunst der Nachkriegszeit, zu einem Synonym für die amerikanische Pop Art und zu einem der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Mehr als drei Jahrzehnte gelang es ihm, seinen eigenen künstlerischen Quellen treu zu bleiben und gleichzeitig seine verschiedenen thematischen Motive auszubauen, vielfältig zu kombinieren und zu variieren.

Indem Lichtenstein die traditionellen Schranken der Malerei durchbrach, begab er sich auf ein gefährliches Terrain. Im Gegensatz zu den weitsichtigen Sammlern des New Yorker Galeristen Leo Castelli reagierten die meisten Vertreter der angesehenen Kunstkritik zunächst mit Ablehnung auf seine Bilder. Die distanzierte kühle Banalität seiner Comics und Werbebilder war in ihren Augen eine Beleidigung für die Kunst als solche, für die ehrwürdigen Institutionen und deren Vermittler.

Hintergründiger Humor und Ironie sprechen ebenso aus vielen seiner Werke wie ein untrügliches Gespür für Motivwahl und formale Bildgestaltung.

Roy Lichtenstein hat sich gedulden müssen, bis ihm der Durchbruch gelang. 1962 war er fast vierzig Jahre alt und hinter ihm lag eine eher unspektakuläre Karriere und eine von Entbehrungen geprägte Zeit.

Geboren wird er 1923 in Manhattan als Sohn einer typischen Mittelstandsfamilie. Der Vater ist Immobilienmakler, die Mutter kümmert sich um die Familie. Bis zum Alter von zwölf Jahren geht er auf eine öffentliche Schule, anschließend besucht er eine private Institution. Als Jugendlicher durchstreift er die Stadt, begeistert sich für den Jazz, und ebenso wie die Kubisten fühlt er sich zur Kultur der Schwarzen hingezogen.

Während seines letzten Schuljahres (1939) besucht er Sommerkurse an der New York Art Students League bei Reginald Marsh. Marsh, also sein erster Kunstlehrer, gehörte zu einer Riege amerikanischer Maler, die sich einer nationalen Kunst verschrieben hatten. Ihre Motive bezogen sie vorrangig aus dem amerikanischen Alltagsleben, das sie in einer leicht verständlichen, fast karikaturhaften Art und Weise malten oder zeichneten. Auch Lichtenstein zeichnet damals ähnlich typische Szenen des New Yorker Alltags.

Nachdem er 1940 die High School abgeschlossen hat, steht für ihn fest, dass er Künstler werden will. Seine Eltern sind einverstanden und erlauben ihm, an die Ohio State University zu gehen. New York ist damals keine Kunstmetropole und Lichtenstein sieht keinen Grund, zuhause zu bleiben. An der Ohio State University wird ihm die Möglichkeit geboten, Atelierkurse zu belegen und außerdem seinen Bachelor of Fine Arts zu machen. Nach einer dreijährigen Unterbrechung durch den Militärdienst kehrt er nach Ohio zurück und schließt sein Studium mit dem Diplom ab.

Einer seiner Lehrer ist Hoyt L. Sherman, der einen nachhaltigen Einfluss auf ihn ausüben sollte. In seinen Kursen unterrichtet Sherman Kunststudenten aus den verschiedenen Fachbereichen. Er hat eine ungewöhnliche Methode entwickelt, um ihre Wahrnehmung zu schulen. Dazu benutzt er einen „Flash room“, also einen abgedunkelten Raum, in dem er Bilder kurz auf eine Leinwand projiziert und wieder verschwinden lässt. Manchmal werden reale Objekte an die Decke gehängt und kurz angestrahlt. Dann müssen die Studenten zeichnen, was sie gesehen haben. Dazu Lichtenstein: „Man bekam ein sehr starkes Nachbild, einen Gesamteindruck, und den musste man dann in der Dunkelheit zeichnen. Dabei kam es darauf an zu erspüren, wo die Einzelteile sich im Verhältnis zum Ganzen befanden […] Es war eine Mischung aus Wissenschaft und Ästhetik, und genau das interessierte mich ja. Ich wollte schon immer den Unterschied wissen zwischen einem Strich, der Kunst ist, und einem der keine Kunst ist. Shermann war schwer zu verstehen, aber lehrte uns, dass der Schlüssel zu allem in dem lag, was er als Einheit der Wahrnehmung bezeichnete.“ (Janis Hendrickson, Roy Lichtenstein, 1923-1997, Die Ironie des Banalen, Taschen Verlag Köln, 2011, S. 10). Der letzte Schritt dieses Lernprozesses besteht darin, nach dem Leben zu zeichnen. Die Studenten sollen die Fähigkeit entwickeln, auch die vertrautesten Gegenstände so wahrzunehmen, als handele es sich um eine rein optische Erfahrung.

Nachdem er an der Ohio State University den Master of Fine Arts abgelegt hat, erhält er dort eine Stelle als Dozent und übt die Lehrtätigkeit im Laufe der folgenden zehn Jahre mit Unterbrechungen immer wieder aus. 1951 ziehen er und seine erste Frau Isabel Wilson nach Cleveland und bleiben die nächsten sechs Jahre. Lichtenstein arbeitet als technischer Zeichner, Schaufenstergestalter und Designer für Weißblechprodukte. Phasen des Malens und des Geldverdienens wechseln sich ab. 1957 nimmt er seine Lehrtätigkeit in Oswego, einem kleinen College im US-Staat Ohio, wieder auf. Hier beginnt er, sich mit dem Abstrakten Expressionismus auseinanderzusetzen, der sich inzwischen international durchgesetzt hat. Wie viele andere Künstler lehnt auch Lichtenstein das elitäre Machogehabe dieser Künstler ab. Für seine beiden Söhne beginnt er, kleine Comicfiguren wie Mickey Mouse, Donald Duck, Bugs Bunny und andere der Disneywelt zu zeichnen.

Als Lichtenstein 1960 seine Dozentenstelle am Douglas College der Rutgers University in New Jersey antritt, findet er Anschluss an die Veränderungen, die sich in New York durch junge innovative Künstler vollzogen haben. Einer seiner Kollegen ist der Kunsthistoriker und Performancekünstler Allan Kaprow. In seiner Kunst hat Kaprow die Idee seines Lehrers, des Musikers John Cage, weiterentwickelt. Für Cage, u.a. Lehrer am Black Mountain College und Schlüsselfigur der Neuen Musik, besaßen Alltagsdinge eine ästhetische Bedeutung. Kaprow ist es auch, der Lichtenstein ermutigt, mit seinen Comicbildern weiterzumachen.

„Ich kam auf die Idee, eines dieser Kaugummibilder zu malen, und zwar großformatig, einfach um zu sehen, wie das ausschauen würde.“ Das erste große Ölbild, an dem er mit scharf konturierten Figuren, Industriefarben und der Rasterung arbeitet, ist „Look Mickey“ (Schau mal, Mickey) von 1961. Hierfür vergrößert Lichtenstein das Kaugummibild und malt es inklusive Sprechblase mit einer Hundebürste als Pinsel in den leuchten Primärfarben Blau, Gelb und Rot direkt auf die Leinwand. Es ist die Geburtsstunde seiner Künstlerkarriere. „Look Mickey“ wird in der New Yorker Galerie von Leo Castelli ausgestellt und verkauft. Fortan kann Lichtenstein von seiner Kunst leben.
 
Er experimentiert viel und imitiert die industriellen Drucktechniken. Die Phänomene der industriellen Massenfertigungen, die Werbemittel der Massenmedien werden Inspirationsquellen.
 
Sie faszinieren ihn, bringen aber zugleich seinen kritischen Umgang mit ihnen zum Ausdruck. Statt Farbflächen setzt er zunächst gleichgroße Farbpunkte nebeneinander. Diese „Benday-Dots“ – nach dem amerikanischen Künstler und Erfinder Benjamin Day benannt, der diese für die industrielle Illustration entwickelte – werden zu Roy Lichtensteins Markenzeichen sowohl in der Malerei als auch in der Druckgraphik. „Die Punkte sind ganz wichtig. Am Anfang waren sie handgemacht, wurden aber dann immer besser. Zuerst ging die Arbeit mit Hundebürsten aus gleichmäßig verteilten Borsten vonstatten. Manchmal wurden auch Pinsel zusammengebunden. Eine selbst hergestellte Metallschablone war der nächste Schritt. Es folgten Schablonen aus gelochtem Metall, die ich beim Hersteller fertig kaufte. […] Kurz gesagt, je größer und klarer der Punkt ist, umso später ist das Gemälde entstanden.“

Alles Dargestellte ist stark stilisiert. Die Details sind auf das Wesentliche reduziert. Eine plastisch modellierte Innenzeichnung fehlt fast völlig. Hierdurch, aber auch durch die monochromen Farbflächen und den neutral gehaltenen Hintergrund, wirken die Motive sehr flächig. Ein eindrucksvolles Beispiel für Lichtensteins Nutzung industrieller Ideen ist auch seine Farbgebung. Wie der kommerzielle Drucker versuchte er, so wenige Farben wie möglich einzusetzen. Während der Drucker dies aus ökonomischen Gruppen entschied, wird es bei Lichtenstein zu einem künstlerischen Mittel. Große Flächen werden entweder vollständig gefüllt oder durch die charakteristischen „dots“ oder Streifen dargestellt.

In Skizzenblättern hatte Lichtenstein bereits mit Schraffuren gearbeitet. Als bewusst eingesetzte formale Elemente tauchen sie in Form von Streifen in den 1970er Jahren auf. Inspiriert von den Horizontalen und Vertikalen Mondrians, den Diagonalen von van Doesburg, dem dekorativen Stil des Art déco sind sie zunächst Merkmale seiner frühen „Interior Series“.

Die Beschäftigung mit den Printmedien nimmt eine herausragende Stellung in Lichtensteins Schaffen ein. Die graphischen Techniken sind ihm hervorragende Ausdrucksformen und wesentliche Grundlage, um seriell zu arbeiten. Er widmet sich dem Siebdruck, der Aquatintaradierung, dem Holzdruck, der Lithographie, dem Reliefdruck und bedient sich immer wieder der Collage- und Schablonentechnik.

1962 nimmt er an der legendären ersten großen Pop Art-Gruppenausstellung „The New Realists“ in der Sidney Janis Gallery New York teil, 1963 an der Ausstellung „Six Painters and the Object im Solomon R. Guggenheim Museum New York. Es folgen Einzelausstellungen in Amerika und erste in Europa (Paris, Turin). 1964 stellt er als erster amerikanischer Maler in der Tate Gallery in London aus. Noch vor der Eröffnung seiner ersten Einzelausstellung bei Leo Castelli in New York im Februar 1962 sind alle Arbeiten an bedeutende Sammler verkauft. Im November 1966 zeigt das Cleveland Museum of Art als erstes Museum eine Einzelausstellung Lichtensteins.

1968 und 1977 nimmt er an der documenta teil, ab 1966 mehrfach an der Biennale in Venedig. Seine erste Retrospektive präsentiert er 1969/70 im New Yorker Guggenheim Museum, die anschließend nach Kansas City, Seattle, Columbus and Chicago geht. Im Metropolitan Museum of Modern Art New York findet die Ausstellung „New York Paintings and Sculptur: 1945-1970“ statt. 1969 arbeitet er in den Universal Filmstudios in Los Angeles. Filmexperimente in New York folgen. 1968 heiratet er Dorothy Herzka, die er 1964 in New York kennengelernt hat.

1970 verlegt er seinen Wohnsitz und sein Atelier nach Southampton auf Long Island. Er malt vier große Wandbilder für die medizinische Fakultät der Universität Düsseldorf und wird 1971 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences Boston. 1972 veröffentlicht Diane Waldman die erste Monographie über Lichtensteins Gemälde und Plastiken. 1979 wird er in die American Academy of Arts and Sciences New York gewählt.

1981 zeigt das Saint Louis Art Museum eine Ausstellung mit Gemälden und Plastiken, die anschließend in weiteren amerikanischen Städten sowie in Europa und Japan zu sehen ist. Ab 1984 wohnt und arbeitet Lichtenstein wieder regelmäßig in New York. 1986 wird das Wandbild „Mural with Blue Brushstroke“ in der Eingangshalle des Equitable Tower in New York enthüllt.
 
1987 findet im Museum of Modern Art New York die erste große Übersichtsausstellung des zeichnerischen Werks statt. Mit dieser Ausstellung präsentiert das Museum erstmals eine Ausstellung von Zeichnungen eines noch lebenden Künstlers.
 
 
Sie ist anschließend u.a. in Frankfurt zu sehen. 1989 weilt er als artist in residence an der American Academy in Rom. Er reist nach Tel Aviv, um ein Wandbild für die Eingangshalle des Kunstmuseums zu erstellen.

Angeregt durch das Werk des katalanischen Architekten Antoni Gaudí fertigt er 1992 für die Olympischen Spiele in Barcelona eine etwa 20 Meter hohe Plastik aus farbigen Keramikkacheln. 1994 zeigt das Guggenheim Museum eine von Diane Waldman organisierte Retrospektive, die anschließend in anderen Städten in Nordamerika und Europa zu sehen ist. Im gleichen Jahr stellt er sein sechszehn Meter langes Wandbild für die U-Bahn-Station am Times Square in New York fertig, es wird jedoch erst 2002 installiert. 1995 wird ihm der Kyoto Preis verliehen. 1996 malt er sein letztes Selbstporträt und nennt es Coup de Chapeau.

Lichtenstein neigt dazu, in Themengruppen zu arbeiten.

Der Prototyp der hübschen jungen Frau taucht in Lichtensteins Frühwerk immer wieder auf. In den späteren Arbeiten hat sie bisweilen auch einen Text zu sprechen und zu denken. Sie tut immer genau das, was man von einer Frau erwartet. Manchmal ist sie blond, manchmal brünett, aber ansonsten hat sie keinerlei individuelle Züge. Die Frauen zeigen das Klischee einer hübschen jungen weißen Frau, mit gewelltem Haar, roten Lippen, einer guten Figur, hingebungsvoll, erotisch, verliebt, verzweifelt, weinend, verletzt, wartend, sinnierend, dynamisch, adrett …
 
An die Stelle der Figuren der Disneywelt treten in den folgenden Jahren Motive aus der Werbung wie Kleinanzeigen aus dem Branchenbuch, Illustrationen aus Versandkatalogen oder Comics mit Liebes- oder Kriegsgeschichten.

In den auf Actions-Comics zurückgehenden Bilderzyklen der War Comics intensiviert Lichtenstein die Bildwirkung. Plakative grelle Farben, betonte Stilisierung der Zeichnung, die auf Geschützdonner und Explosion hin komprimierte Darstellung verfehlen ihre Wirkung nicht. „Es ist kein vorrangiges Ziel meiner Kriegsbilder, militärische Aggressivität in einem absurden Licht darzustellen. Persönlich finde ich, unsere Außenpolitik ist in vieler Hinsicht barbarisch gewesen, aber das ist es nicht, worum es mir bei meiner Arbeit geht […] Das Thema meiner Arbeit betrifft eher unsere amerikanische Definition von Bildern und visueller Kommunikation.“ (Janis Hendrickson, Roy Lichtenstein, 1923-1997, Die Ironie des Banalen, Taschen Verlag Köln, 2011, S. 29).

Im Jahr 1964 beginnt Lichtenstein, Landschaften zu malen. Die Landscapes bieten ihm die Möglichkeit, auf seine formalen Mittel wie die schwarze Konturzeichnung, Rasterpunkte, Streifen, Farbflächen zurückzugreifen. Auch wenn er sich bei den Landschaften auf ein Bildmotiv bezieht, das eindeutig in der Realität wurzelt, stellt er das Sujet vereinfacht dar, er führt uns die Grundelemente einer Landschaft vor. Von 1966 an schafft Lichtenstein eine Reihe von Collagen unter Verwendung einer „Rowlux“ genannten Kunststofffolie, die ihm dazu dient, die Künstlichkeit einer Landschaft noch zusätzlich zu unterstreichen. Darstellungen von Monumentalarchitekturen (Tempelanlagen, Pyramiden …) erinnern eher an stereotype Landschaftsmodelle. In ihnen nimmt er u.a. Bezug auf die Antike. Zum Thema der „Baudenkmäler“ gehört die Serie mit dem Motiv der Kathedrale von Rouen nach Claude Monet.

Seine Brushstroke–Serie beginnt 1965. Nach und nach kristallisiert sich der Pinselstrich dann als eigenes Sujet heraus. Mit ihm parodiert er die gestische Malerei der Abstrakten Expressionisten. Das monumentale Format macht die „erstarrten“ Pinselstriche zu Ikonen.

Ein Grundzug von Lichtensteins Werk ist die Adaption fremder Kunstwerke. Er verarbeitet Werke von Cézanne, Dubuffet, Ernst, Hokusai, Klee, Léger, Magritte, Matisse, Miró, Mondrian, Monet in Stillleben, Interieurs und Porträts. Anregungen findet er auch in anderen Kunstperioden, dem Futurismus, Art déco, Surrealismus, Bauhaus, Abstrakten Expressionismus, den Stilmittel der Hard-Edge Malerei, dem deutschen Expressionismus und indianischen Formen.
WennLichtenstein die Werke bestimmter Künstler transformiert, geht es ihm um die formale Beziehung zwischen seinem eigenen Stil und dem des betreffenden Künstlers. Lichtenstein arbeitet zwar mit dem Stil des anderen, aber vor allem geht es ihm um spezifische Stilarten.

In der Mirrors-Serie, die Lichtenstein im Jahr 1969 beginnt, erreicht die Abstraktion einen besonderen Grad. Der Spiegel steht für den Diskurs über das Wesen von Wirklichkeit und Illusion. Durch den sparsamen Einsatz von Formen, Farben und Texturen gelingt es ihm, die Feinheiten flüchtiger Spiegelungen wiederzugeben.

Im Jahr 1971 beginnt er eine Serie von zehn Entablatures(Fassadengesimse, Friese). Er verlegt sich auf Motive, die er der Fassadengestaltung von Gebäuden entlehnt. Dabei sucht er sich die verschiedensten architektonischen Details überwiegend von Friesen aus, die griechischen und römischen Vorbildern nachempfunden sind. Zu Beginn des Jahrhunderts waren diese reichlich zur Dekoration der Fassaden von amerikanischen Bank-, Gerichts-, Museums- und Bibliotheksgebäuden eingesetzt worden. Genau wie in den Spiegel-Bildern wird die Frage nach der Räumlichkeit in diesen Arbeiten auf einer rein konzeptuellen Ebene behandelt.

Im Anschluss an die erste Entablatures-Serie beginnt Lichtenstein mit einer Serie von Stillleben, die ihn von 1972-76 beschäftigt. Die Still Lifes, die er in den siebziger Jahren malt, unterscheiden sich erheblich von denen aus den Sechzigern. Damals waren seine bevorzugten Motive nicht die traditionellen Gegenstände dieser Bildgattung, sondern eher alltägliche wie ein gebratener Truthahn, Hotdogs, ein Kuchenstück, wie man sie aus der Werbung kannte. Bei seinen Still Lifes der siebziger Jahre wendet er sich der traditionellen Stilllebenmalerei und einer neuen Palette von Sujets zu. In einer weiteren Gruppe verbindet er Stillleben und Landschaft miteinander. Die unbeholfene Darstellungsweise und Ausführung eines Amateurmalers nachahmend, verwendet er verschiedene Perspektiven, widersprüchliche Licht- und Schattenwürfe und nimmt dem traditionsbeladenen Stilllebengenre seine Bedeutungsebene.

Die folgende Serie der Artist’s Studios bietet Lichtenstein die Möglichkeit, sein eigenes Werk Revue passieren zu lassen bzw. in einen Dialog mit dem Werk anderer Künstler wie Matisse oder Braque einzutreten.

Gleichzeitig entstehen Trompe-l’œil-Bilder mit Verweisen auf die amerikanische Trompe-l’œil-Malerie des 19. Jahrhunderts, den Kubismus und andere Künstler.

Während der achtziger Jahre geht Lichtenstein neuen wie auch vertrauten Themen nach. Er kehrt zu seinen „Brushstroke“-Motiven zurück, 1980/81 entstehen kleinere Serien von Stillleben, Landschaften und in Auseinandersetzung mit Willem de Kooning Frauendarstellungen. In der Serie “Reflections on …“ entwickelt er die Idee der Gegenüberstellung zweier kontrastierender Stilarten aus eigenen früheren Bildserien oder anderer Künstler weiter. 1988 malt er die Plus and Minus-Bilder nach Werken Mondrians.

„Perfect / Imperfect“ ist seine konsequenteste Auseinandersetzung mit Abstraktion. Es sind abstrakte Kompositionen, die ausschließlich aus ineinandergreifenden Dreiecken und den Vierecken, die sich innerhalb der Schnittlinien dieser Dreiecke bilden, aufgebaut sind. „In den Imperfect Paintings geht die Linie über das Rechteck des Gemäldes hinaus, als ob ich den Rand irgendwie übersehen hätte. In den Perfect Paintings endet die Linie am Rand. Die Grundidee ist, dass man irgendwo auf der Linie ansetzen kann, ihr folgt und wieder beim Ausgangspunkt ankommt.“

Zu Beginn der 1990er Jahre nimmt Lichtenstein das Thema der häuslichen Interieurs wieder auf und setzt sich in seinem Spätwerk mit chinesischer Landschaftsmalerei auseinander.

Im Verlauf der vergangenen drei Jahrzehnte hat Lichtenstein auch ein bedeutendes bildhauerisches Werk hervorgebracht, das überwiegend auf Motive aus seinen Gemälden zurückgeht. Sein erstes großes Wandbild, Mural, schafft er 1964 für ein Gebäude, das für die Weltausstellung im New Yorker Stadtteil Flushing entstand. Ihm sollten weitere folgen. Lichtenstein Wandbilder zeichnen sich durch den gleichen Witz und Humor aus, den wir von seinem Schaffen her kennen.

Der mit vielen Ehrungen ausgezeichnete Künstler stirbt am 20. September 1997 in Manhattan. Sein Werk ist heute in den bedeutendsten Museen und öffentlichen wie privaten Sammlungen weltweit vertreten.

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Kategorie: Kunst nach 1945

Robert Rauschenberg

Bildhauer und Maler, Fotograf und Bühnenbildner, Kostümdesigner und Choreograf kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts hat so viele Gattungs- und Stilgrenzen übersprungen wie Robert Rauschenberg.

In den weißen, schwarzen und roten Bildern der frühen fünfziger Jahre setzt sich Rauschenberg mit dem Abstrakten Expressionismus auseinander. Ab 1953 entstehen die „Combines“, Assemblagen, in denen er Malerei, Fotografien und diverse Objekte kombiniert. Anfang der sechziger Jahre beginnt er, mit Lithographien und Siebdrucken zu experimentieren. In den zweidimensionalen Arbeiten stehen Fotografien aus Zeitungen oder aus seinem Archiv ähnlich unvermittelt nebeneinander wie die Fundstücke in den „Combines“. Dieses Nebeneinander von Medien und heterogenen Inhalten ist zum Merkmal des Werks von Rauschenberg geworden. Von Anfang an beschränkt er sich nicht nur auf die bildenden Künste, sondern befasst sich in Zusammenarbeit mit John Cage und Merce Cunningham mit Performance, Theater- und Tanzveranstaltungen, entwirft Bühnenbilder und erprobt die Einsatzmöglichkeiten von Elektronik als künstlerisches Ausdrucksmittel.

Obwohl er vielen als Wegbereiter der Pop Art gilt, lässt sich sein Werk weder einem bestimmten Stil noch einer bestimmten Kunstströmung zuordnen.

Robert Rauschenberg wird 1925 in Port Arthur in Texas geboren. Sein Großvater, an den er sich wenig erinnern kann, kommt aus Berlin. Seine Großmutter ist eine Cherokee-Indianerin. Von ihr habe er seine Nase, seinen Instinkt, auch seine Ruhelosigkeit, sagt er 2006 in einem Interview.

Anfang der 1940er Jahre beginnt er ein Pharmaziestudium an der University of Austin/Texas. Dieses Studium bricht er jedoch wieder ab, da er Tierversuche ablehnt. 1943 wird er zum Militär eingezogen, wo er als Pfleger arbeitet. 1946 beginnt er am Kansas City Art Institute Missouri Modedesign zu studieren. Zwischendurch muss er als Schaufensterdekorateur und in einer Fabrik arbeiten, um sein Leben zu finanzieren. 1947 tauscht er seinen Vornamen Milton gegen den seines Großvaters, als Robert geht er nun nach Paris und setzt seine künstlerische Ausbildung für ein halbes Jahr an der angesehenen, privat geführten Académie Julian fort.

1948 kehrt er in die USA zurück und beginnt ein Studium am Black Mountain College in North Carolina. Zu seinen Lehrern gehören Jack Tworkov und Josef Albers. Die von Albers geforderte Disziplin und der verlangte methodisch-theoretische Ansatz veranlassen Rauschenberg häufig, gerade das Gegenteil von dem zu tun, was Albers lehrt. Er lernt den Komponisten John Cage und den Tänzer und Choreografen Merce Cunningham kennen, mit denen er später immer wieder für Happenings und Theateraufführungen zusammenarbeitet. Auch der Maler Jasper Johns zählt zu seinen engen Freunden.

Mehrmals reist er nach Nordafrika und Europa. In Paris lernt er Jean Tinguely und Niki de Saint-Phalle kennen, gemeinsame Performances folgen. 1949/50 besucht er die Art Student League in New York, wo er Cy Twombly kennenlernt. Mit ihm setzt er seine Reisen nach Nordafrika und Europa fort.

Mit seinen „White Paintings“, „Black Paintings“ und „Red Paintings“ der frühen 1950er Jahre setzt sich Rauschenberg mit dem damals vorherrschenden Abstrakten Expressionismus auseinander und von ihm ab.
 
Die „White Paintings“ und „Black Paintings” werden bei einem Brand zerstört. Sein Lehrer Albers hatte ihm Demut der Farbe gegenüber gelehrt und so versucht Rauschenberg sich an die Farbe zu wagen, die in seinen Augen die schwierigste darstellt: Rot. In den „Red Paintings“ übermalt Rauschenberg aufgeklebte Zeitungs- und Stofffetzen mit verschiedenen Rottönen.

Von 1953 bis zum Ende der 50er Jahre, experimentiert Rauschenberg mit den “Combine Paintings” zwischen Malerei und Skulptur – ein Versuch, die Grenze zwischen Kunst und Leben aufzuheben. Dabei kommen Alltagsgegenstände wie Radios, Küchengeräte oder ausgestopfte Tiere zum Einsatz, die in Collagen mit anderen Materialien und Farbe kombiniert werden.

Die Arbeit „Schwarzmarkt“ im Museum Ludwig Köln gehört zu den „Combine Paintings, in denen Rauschenberg Fundstücke, Malerei und Collage verbindet. Auf diese Weise entwickelt er eine neue Form der Auseinandersetzung mit Kunst und dem Leben. In diesem Sinne bemüht sich Rauschenberg, den Betrachter seiner Kunstwerke aus der passiven Rolle herauszuholen und ihn zum gestaltenden Mitspieler zu machen. Heute können sich die Museumsbesucher allerdings aus konservatorischen Gründen nicht mehr an dem „Schwarzmarkthandel“ beteiligen, zu dem sie ursprünglich aufgefordert wurden.

In dem Koffer unter dem Bild lagen vier Gegenstände, die mit den Zahlen 1, 2, 3, 4 gestempelt waren, außerdem ein Stempelkissen und ein Stempel. Eine mehrsprachige Gebrauchsanweisung lautete: „Man kann Objekt 1, 2, 3 oder 4 wegnehmen und sie gegen neue Objekte umtauschen. Es wird gebeten, das neue Objekt mit der richtigen Nummer zu stempeln und es in dem Buch mit der selben Nummer einzuzeichnen.“ Durch den Tausch und die Eintragung auf den mit Schreibpapier versehenen Metallblöcken ergab sich ein ständiger Wandel. Alltägliche Dinge wurden Teil des Kunstwerks, und der Besucher nahm Objekte des Kunstwerks in seinen nicht künstlerischen Alltag mit.

Inspiriert wird Rauschenberg bei den “Combine Paintings” von den unterschiedlichen Einflüssen rings um sein Atelier im Zentrum New Yorks. Sie erinnern an Marcel Duchamps Readymades und die Collagen Kurt Schwitters‘. Die Arbeiten „Pink Door“ (1954) und „Bed“ (1955) gehören zu den Inkunabeln der Pop Art.

1953-1965 arbeitet Rauschenberg mit Merce Cunningham an Bühnendekorationen und Kostümen für Cunningshams Dance Company. Der künstlerische Dialog mit den beiden führt zu weiteren u.a. mit Trisha Brown und Paul Taylor und zu eigenen Performances. 1966 macht er seinen ersten Film „Canoe“.
 
Er entdeckt den Siebdruck für sich und stellt seine ersten Lithographien her. 1967 kombiniert der die beiden Techniken in einigen aufsehenerregenden Arbeiten (z.B. „Booster“). 1971 gründet er mit Robert Petersen auf Captiva Island die Druckexperimentierwerksatt „Untitled Press., Inc.“. 1974-1976 arbeitet er mit dem Schriftsteller Alain Robbe-Grillet an dem Buch „Traces Suspectes en Surface“. Ende der 1970er entsteht Rauschenbergs Antwort auf Kambodscha und Vietnam: “The 1⁄4 Mile or 2 Furlong Piece”, ein Werk mit einer Länge von mehr als 400 Metern, das aus Gemälden, Collagen und Objekten zusammengesetzt ist.

„Technologie und Kunst könnten durch Zusammenarbeit und Informationsaustausch das Bewusstsein der Menschheit aufrütteln, um eine totale Katastrophe zu verhindern.“ Diese Überzeugung regt Robert Rauschenberg Mitte der sechziger Jahre zur Schaffung eines von der Technologie inspirierten Werkkomplexes an. Rauschenberg definiert Technologie als „zeitgenössische Natur“, die die Kunst der Zukunft prägen würde. 1966 gründet er gemeinsam mit den beiden Ingenieuren Billy Klüver und Fred Waldhauer sowie dem Künstler Robert Whitman die „Experiments in Art and Technology“ (EAT) zur Erkundung von Wechselwirkungen zwischen Kunst, Technologie und Industrie.
 
1984 beginnt Rauschenbergs vielleicht spannendstes Projekt, die “Rauschenberg Overseas Culture Interchange” (ROCI), eine wandernde Ausstellung von insgesamt etwa 200 Kunstwerken. In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen führt das Projekt bis 1991 durch 10 Länder. Die Werke entstehen jeweils in Zusammenarbeit mit den Künstlern am Ausstellungsort. Das ROCI war in Berlin, in Chile und in Japan, in Mexiko und der Sowjetunion, in Venezuela und in Tibet. Man glaubt sofort, dass Rauschenberg seinen Entschluss, „etwas gegen die Weltkrise zu tun, anstatt mich der Midlife Crisis hinzugeben“, nie bereut hat.

In Fortführung dieser Erfahrungen gründet der Künstler 1990 die “Robert Rauschenberg Foundation”, eine gemeinnützige Einrichtung, in der er politische und gesellschaftliche Aufklärungsarbeit und wissenschaftliche Forschungsprojekte unterstützt.

Der mit vielen Ehrungen ausgezeichnete Künstler starb am 12. Mai 2008 im Alter von 82 Jahren auf Captiva Island in Florida.

1964 war Rauschenbergs der erste Amerikaner und der jüngste Künstler, dem der große Preis für Malerei bei der Biennale in Venedig verliehen wurde. Für sein Talking Heads Album „Speaking in Tongues“ gewann er einen Grammy Award. 1998 wurde ihm der Praemium Imperiale verliehen, eine Art Nobelpreis für Kunst des japanischen Kaiserhauses. Robert Rauschenberg war Teilnehmer der documenta II (1959), der documenta III (1964),  der documenta IV (1968) und auch der documenta VI (1977). 1978 wurde er in die American Academy of Arts and Scienes und in die American Academy of Arts und Letters aufgenommen.

Seine Arbeiten sind heute in den bedeutendsten Museen und öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten.

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Kategorie: Kunst nach 1945

Tom Wesselmann

n Cincinnati, Ohio 1931 geboren und 2004 in New York verstorben, ist Tom Wesselmann einer der wichtigsten und prominentesten Künstler der amerikanischen Pop Art. Bekannt für seine Akt- und Alltagsstillleben und Landschaften, interpretiert Wesselmann diese Themen in seiner eigenen, unverwechselbaren Bildsprache, die sich durch eine reduzierte Linie und kräftige, flächige Grundfarben auszeichnet und oft Symbole der amerikanischen Kultur einbezieht, immer wieder neu. Seine Werke befinden sich weltweit in wichtigen Museen und Privatsammlungen.

Von 1945 bis 1951 studiert Wesselmann am Hiram College in Ohio. 1951 beginnt er ein Psychologie-Studium an der University of Cincinnati. Ein Jahr später wird er aufgrund des Koreakrieges zum Militärdienst eingezogen. Hier entstehen erste Cartoons. 1954 setzt Wesselmann sein Studium fort. Nebenbei belegt er Kurse an der Kunstakademie. 1956 erhält er seinen Bachelor in Psychologie. Im gleichen Jahr zieht er nach New York und besucht die Cooper Union School for Arts and Architecture. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er als Cartoonist für einige Zeitungen und Zeitschriften sowie als Lehrer in einer Highschool in Brooklyn. 1959 erhält er sein Diplom.

Ende der fünfziger Jahre entsteht eine Serie kleinformatiger Collagen, die als Vorläufer der späteren großformatigen Serien wie „Great American Nudes“, „Bathtubs“ und „Still Life“ gelten. Aus diesen Collagen entwickelt Wesselmann 1960 erste Aktdarstellungen.

Seine erste Einzelausstellung findet 1961 in der Tanager Gallery in New York statt. Im selben Jahr entsteht die erste Arbeit zu den „Great American Nudes“ und Tom Wesselmann beginnt großformatig zu arbeiten. Der internationale Durchbruch gelingt ihm 1962, als seine Werke im Rahmen der legendären Gruppenausstellung „New Realists“ in der Sidney Janis Gallery in New York ausgestellt werden. Zahlreiche Einzelausstellungen folgen und tragen maßgeblich zum internationalen Ruhm bei.
 
Mitte der 1960er Jahre kristallisiert sich das „Close Up“ als künstlerisches Gestaltungsmerkmal heraus und manifestiert sich in monumentalen Bildausschnitten.
 
1961 malt Tom Wesselmann die erste seiner „Great American Nudes“ und formuliert eines seiner großen Themen: gesichtslose weibliche Körper, als Träger erotischer Reize und exzessiv genutzte Vermarktungsfläche in der westlichen Konsumwelt.

1962 entstehen seine ersten Assemblagen mit dem Titel „Still Life“. 1963 heiratet Wesselmann seine Studienkollegin Claire Selley, die sein wichtigstes Modell ist. Er beginnt seine Serie „Bathtub Collages“. 1964 beginnt Wesselmann mit weiteren Serien, den „Bedroom Paintings“, „Seascapes“ und „Smokers“, die er bis Anfang der 1980er Jahre fortsetzt.

1980 veröffentlicht er unter dem Pseudonym „Slim Stealingworth“ eine Abhandlung seiner künstlerischen Entwicklung. Im selben Jahr lernt er bei der Eröffnung einer seiner Ausstellungen Monica Serra kennen, die fortan Modell unzähliger seiner Werke werden und ihn als Assistentin begleiteten wird.

1983 entstehen seine ersten „Metal Works“, jene auf Skizzen und Zeichnungen des Künstlers beruhende Metallarbeiten, denen fortan sein gesamtes künstlerisches Interesse gilt.
1994 findet in der Kunsthalle Tübingen eine umfassende Retrospektive statt.

Am 17. Dezember 2004 stirbt Wesselmann in New York.

Wesselmann stellt zeitlebens international aus, darunter sind mehrere bahnbrechende Gruppen- und Einzelausstellungen zunächst in den USA . Ab den 1970er Jahren finden erste Ausstellungen in Europa statt. Zwei großen Retrospektiven in den USA folgen 1990 Ausstellungen in Europa und Japan. Anlässlich des 10. Todestages finden Retrospektiven weltweit statt.

 
Tom Wesselmanns ist in zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten:
 
Hirshhorn Museum & Sculpture Garden, Washington DC
Museum of Modem Art, New York
Philadelphia Museum of Art, Philadelphia
Walker Art Center, Minneapolis
Whitney Museum of American Art, New York

Israel Museum, Jerusalem
Guggenheim Abu Dhabi

Artsonje Museum of Contemporary Art, Kyungju City, Korea
Hara Museum of Contemporary Art, Tokyo

Berardo Collection, Lissabon
Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain, Nizza
Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid
Nationalgalerie, Berlin
Fondation Louis Vuitton, Paris

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Kategorie: Kunst nach 1945

Andy Warhol

Der Maler, Graphiker und Filmemacher Andy Warhol ist einer der Hauptvertreter der amerikanischen Pop Art und war schon zu Lebzeiten eine Legende. Mit seiner Auffassung von Kunst und Ästhetik hat er die Kunstwelt in seinen Bann gezogen und polarisiert und die Grenzen von Kunst neu definiert. Warhol hinterließ ein umfangreiches Gesamtwerk und hat die Kunstszene entscheidend geprägt. Aktuell waren seine Themen wie Konsum, Starkult, Homosexualität, Subkultur, Polizeigewalt, Rassismus oder Migration damals wie heute.

Andrej Varhola, amerikanischer Bürger, tschechischer Abstammung, wird 1928 in Pittsburgh, Pennsylvania geboren.

Pittsburgh war als Sitz des Oberbischofs ein Sammelpunkt der russinischen Gemeinschaft. So konnte die Familie Varhola, der Familienname wurde später zu Warhola anglisiert, den Glauben der russinischen Kirche, die den Papst in Rom als Oberhaupt anerkennt und gleichzeitig der Liturgie der byzantinischen Kirche folgt, in der neuen Heimat pflegen. Schon in jungen Jahren war Warhol sowohl von den religiösen Motiven als auch dem Glamour Hollywoods fasziniert.

Warhol hat ein besonders enges Verhältnis zu seiner Mutter, die ihn umsorgt, als er im Alter von acht Jahren erkrankt und mehrere Monate ans Bett gefesselt ist. Sie beschäftigt ihn mit Zeichnen und Basteln, kauft ihm Comics und Ausschneidefiguren. Früh erkennt sie seine Begabung und ermöglicht ihm, an kostenlosen Kunstkursen im Carnegie Institute in Pittsburgh teilzunehmen. Als der Vater 1942 stirbt, vermacht er seinem jüngsten Sohn seine Ersparnisse, damit dieser aufs College gehen und Graphikdesign studieren kann.
 
Warhol absolviert zunächst eine Lehre als Schaufensterdekorateur, bevor er von 1945-49 Kunstgeschichte, Pictorial Design, Soziologie und Psychologie am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh studiert.

1949 geht er nach New York und nennt sich fortan Andy Warhol. Seine Mutter zieht drei Jahre später zu ihm und lebt bis kurz vor ihrem Tod 1972 mit ihm zusammen.

Bis 1960 arbeitet er erfolgreich als Werbegraphiker. 1956 soll für ihn von besonderer Bedeutung werden. Er unternimmt eine Weltreise, die ihn unter anderem nach Italien führt, wo ihn vor allem Florenz mit seinen Renaissance Kunstwerken beeindruckt und seine künstlerischen Ambitionen bestärkt. In diesem Jahr auch wird er mit dem renommierten „Thirty Fifth Annual Art Direktors’ Club Award“ ausgezeichnet. Das Museum of Modern Art lädt ihn zu einer Teilnahme an einer Ausstellung mit „Neuesten Zeichnungen der USA“ ein. Ende der 50er Jahre konzentriert er sich auf Malerei und künstlerische Graphik, arbeitet als freiberuflicher Werbegraphiker für Modemagazine, als Illustrator und Schaufenstergestalter und zählt zu den bestbezahlten Graphikdesignern in Manhattan.

Seine erste Einzelausstellung hat er 1952 in der Hugo Gallery, New York. 1962 nimmt er an der legendären Gruppenausstellung „New Realists“ in der Sidney Janis Gallery in New York teil, ihr folgen 1965 und 1966 Einladungen der Galerie M.E. Thelen in Essen, 1965 der Galerie Ileana Sonnabend, Paris. 1966 zeigt ihn die Galerie Hans Neuendorf in Hamburg, 1967 die Galerie Zwirner in Köln, 1968 das Stedelijk Museum in Amsterdam, 1969 die Nationalgalerie in Berlin und viele Galerien und Museen folgen. 1968, 1977 und 1982 nimmt er an der documenta teil.
 
Im August 1962 beginnt er mit den Siebdrucken. Es entstehen die ersten Serien mit Campbells Suppendosen und Coca-Cola Flaschen sowie Siebdrucke mit dem Motiv der Dollarnoten.
 
Die im Siebdruck bedruckten Holz- und Kartonkisten, Nachbildungen kommerzieller Verpackungen, folgen, des Weiteren Blumenbilder, Porträts berühmter Persönlichkeiten (Mao, Jimmy Carter, Lenin, Mohammed Ali, Albert Einstein, Franz Kafka, Gertrude Stein, Sigmund Freud u.a.), die Stars des Films (Marilyn, Liz Taylor, Elvis Presley, Marlon Brando u.a.), der Kunstwelt (Mona Lisa, Robert Rauschenberg, Joseph Beuys, Ludwig van Beethoven, Mick Jagger, Leo Castelli, Händler, Sammler, Selbstporträts). Es entstehen Serien mit Todes- und Katastrophenbildern (Flugzeugabstürze, Verkehrsunfälle, Kriminalität, Atombombenexplosionen, Elektrischer Stuhl), bewusst in der schlechten Bildqualität des Zeitungsdrucks hergestellt, Tierporträts, Abbilder von Denkmälern und berühmten Gebäuden, Alltagsgegenstände.

 
Weltberühmt wird das Bild „Marilyn Diptych“, für das Andy Warhol ein Szenenfoto aus dem Film „Niagara“ mit Marilyn Monroe als Vorlage nutzt. In verschiedenen Farbvariationen erstellt es der Künstler immer neu. Das Motiv steht bis heute als Symbol für die Pop Art und ihren berühmten Vertreter.

Damals begegnet man seinen Arbeiten zunächst mit völligem Unverständnis. Bei einer ersten Präsentation finden sich gerade einmal fünf Käufer, darunter der Schauspieler Dennis Hopper. Seit 1965 jedoch werden sie als Sensation auf dem Kunstmarkt gefeiert. Innerhalb kurzer Zeit wird er zu einer einflussreichen Gestalt der Pop Art und verkörpert den Star neuen Typs.

Ein wichtiger Teil von Warhols Berühmtheit ist die sogenannte Factory
 
Als er 1963 sein Atelier dorthin verlegt, wird es zum Treffpunkt für Möchtegerne und alles was Rang und Namen hat. Zunächst ein mit silberfarbener Folie drapiertes Studio mitten in Manhattan, wird es ein experimentelles Kunststudio und sozialer Raum zugleich.

Ab 1963 verwirklicht er dort seine zweite Leidenschaft: das Filmen. Er dreht seine ersten Filme mit einer neu gekauften Bolex-Kamera. Er macht Filmaufnahmen von Mick Jagger, Bob Dylan, Marcel Duchamp, Salvador Dalí u.a. Ab 1965 beginnt er mit Video zu experimentieren. Heute gelten Warhols Filme als Avantgarde-Kinoklassiker. Fast 600 Filme und circa 2.500 Videos entstehen.
 
Ab 1966 arbeitet Andy Warhol mit der Rockband „Velvet Underground“. Die Live-Auftritte sind legendär. Als Fotograf ist Andy Warhol unermüdlich, auch als Buchautor versucht er sich.

Nach dem Attentat durch die radikale Frauenrechtlerin Valerie im Jahr 1968, bei dem Warhol lebensgefährlich verletzt wird, ändert sich sein Lebensstil und das Werk des Künstlers. Die Folgen des Attentats beeinträchtigen seine körperliche Gesundheit und seine psychische Verfassung für immer. Die Politik der offenen Tür in der Factory hat ein Ende.

Als 1972 seine Mutter stirbt, bleibt Warhol den Trauerfeierlichkeiten fern. Dies sagt wenig über das enge Verhältnis zu seiner geliebten Mutter aus, aber viel über sein eigenes angstbesetztes Verhältnis zum Thema Tod und Sterben aus.

Er beginnt, mit neuen Techniken und Ausdrucksformen zu experimentieren. Um 1978 entstehen die „Piss Paintings“ (mit Urin durch Oxidation auf Kupferfarbe,) mit Diamantstaub („Josef Beuys“ 1980; „Cologne Cathedral“ 1985).

1984 arbeitet er gemeinsam an Projekten mit den Künstlern Jean-Michel Basquiat und Franceso Clemente.

Vor seinem Tod im Jahr 1987 adaptiert Andy Warhol „The Last Supper“ von Leonardo da Vinci. In seiner letzten Serie verwendet Warhol noch einmal alles, was charakteristisch für sein Werk ist: die Aneignung eines fremden Motivs, die aus der Warenwelt importierte Farbgebung, die monochromen Siebdrucke, die Wiederholungen.

Am 22.2.1987 stirbt er in New York. Auf einem Friedhof der Byzantinisch-Katholischen Kirche in Pittsburgh, seinem Geburtsort, wird er begraben.

 
Andy Warhol ist in allen bedeutenden Museen und Sammlungen weltweit vertreten, u.a.
Andy Warhol Museum Pittsburgh
Getty Center Los Angeles
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Washington D.C.
Los Angeles County Museum of Art
MCA Museum of Contemporary Art Chicago
Metropolitan Museum of Art New York
Museum of Modern Art New York
MCA Museum of Contemporary Art Chicago

Honolulu Musem of Art
MCA,Sydney
Yokohama Museum of Art
Hara Museum of Contemporary Art Tokio

Fondation Beyeler Riehen/Basel
Guggenheim Bilbao
Kunsthaus Zürich
Ludwig Museum St. Petersburg
MUMOK Wien
Stedelijk Museum Amsterdam
Tate Modern London

Hamburger Kunsthalle
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf
Museum Brandhorst München
Museum Frieder Burda Baden Baden
Museum für Moderne Kunst Frankfurt
Museum Ludwig, Köln
Pinakothek der Moderne München

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Galerien-News

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19.12.2024

Ausstellung Simon Evertz - SILENCE

Liebe Sammlerinnen und Sammler, liebe Freunde der Galerie,

wir freuen uns sehr, Sie zur Eröffnung der Ausstellung Simon Evertz „SILENCE“ in unsere Galerie nach Düsseldorf einzuladen.

Simon Evertz, geboren 1988 in Neuss und Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf, beeindruckt mit seinen großformatigen Ölmalereien auf Leinwand und seinen uniaklen Holzschnitten. In seiner Zeit an der Kunstakademie war er von 2010 bis 2014 in der Master Class des renommierten dänischen Künstlers Tal R, welcher ihm nach Beendigung dieser, die Möglichkeit einräumte, sich von 2014 bis 2016 unter Peter Doig, einem der aktuell gefragtesten Zeitgenossen weiterzuentwickeln, was seinen eigenen unverwechselbaren Stil geprägt hat.

Seine meist figurativen Werke, die in sanften Pastellfarben erstrahlen, sind inspiriert von der Welt des Skateboardens, von Hockenmasken oder von mit Kussmündern bemalten Wänden in Australien und strahlen eine faszinierende Ruhe und Sinnlichkeit aus. Lassen Sie sich von der Kreativität und Einzigartigkeit seiner Werke begeistern.

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Über uns

Galerie-Information

Als renommierte Galerie im Rheinland vertritt die Galerie Benden & Ackermann seit Jahrzehnten internationale Positionen der Nachkriegskunst sowie der zeitgenössischen Kunst.

Das Programm der Galerie ist vor allem durch etablierte Künstler der amerikanischen Pop Art geprägt. So finden Sie Werke von Tom Wesselmann, Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Robert Indiana, James Rosenquist, Robert Rauschenberg und Alex Katz. Zusätzlich zu diesen etablierten Künstlern fördert die Galerie auch eine Reihe zeitgenössischer Künstler. In den letzten Einzelausstellungen zeigte die Galerie Arbeiten von Willi Siber, Hans Kotter und Simon Evertz.

Die Galerie Benden & Ackermann stellt diese internationalen künstlerischen Positionen regelmäßig auf wichtigen Kunstmessen aus.

Die Galerie befindet sich in zentraler Lage am Kölner Mediapark, in unmittelbarer Nähe zu den bekannten städtischen Museen, wie dem Museum Ludwig und dem Kunstgewerbemuseum MAKK. Im März 2022 eröffnete die Galerie Benden & Ackermann einen weiteren Standort in dem kulturbewussten Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel. Viele namhafte Künstler wie Joseph Beuys, Gotthard Graubner und Günther Uecker waren hier mit ihren Ateliers beheimatet.

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