Liv Jung-König
Liv Jung-König, geb.1985, beschäftigt sich bereits den weitaus größten Teil ihres Lebens mit der Malerei. Ihre Bilder sind naturalistisch geprägt, die Wahl ihrer Kompositionen unterliegt ihren Launen und Wünschen: sonnenfleckige Spielszenen, Rückenansichten, die einen sehr vertrauten Moment festhalten oder abstrakte Landschaften, in kontemplativer Wiederholung gefaltet.
Seit 2021 betrachtet sie ihre Arbeiten als souverän, verließ ihren Job im Buchhandel und gründete mit der Goldschmiedin Angela Schardt ihren Showroom in Diez. Überregionale Sichtbarkeit erlangte sie über Instagram.
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Diez an der Lahn.
Liv Jung-König entwickelt innovative Ansätze in der Acrylmalerei und verbindet klassische Techniken mit ungewöhnlichen Materialien und Formaten.
Einerseits malt sie auf traditionelle Weise mit Acrylfarben auf aufgespannter Leinwand. Ihre Motive stammen unter anderem aus alten Super8-Filmen und Polaroidfotos, die sie auf Flohmärkten findet. Doch darüber hinaus experimentiert sie mit ungespannten Leinwänden, die sie übereinanderlegt und an den Rändern bewusst ausfransen lässt, wodurch sie wie abgerissen wirken. Teilweise hängen Fäden locker heraus, was den Bildern eine besondere Haptik verleiht und sie an alte Manuskriptseiten erinnert. Die Leinwände werden vorab in Abständen von 2–3 cm gefaltet und anschließend wieder aufgefaltet, bevor sie in Schichten (drei bis vier Stück) übereinander geklebt werden. Diese Struktur verleiht den Bildern eine reliefartige, beinahe dreidimensionale Wirkung.
Neben Leinwand arbeitet sie auch mit schmalen, dünnen Holzbrettern, die jeweils einzeln bemalt und anschließend zu einem Gesamtwerk zusammengefügt werden. Die 8–10 Bretter eines Bildes werden leicht und flexibel direkt an der Wand befestigt, wodurch ein einzigartiges Erscheinungsbild entsteht.
Einige Werke entstehen auf losen, ungespannten Leinwänden, die entweder gefaltet oder ungefaltet verarbeitet werden.
Diese innovativen Ansätze schaffen ein neues Seherlebnis, das über die reine Schönheit ihrer Motive hinausgeht. Liv Jung-König bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Zwei- und Dreidimensionalität und eröffnet damit interessante Perspektiven der visuellen Kunst. Ihre Werke zeichnen sich durch großes malerisches Können aus und begeistern durch ihre ästhetische und konzeptionelle Tiefe.
Man merkt der Künstlerin eine Hang Nostalgie an, gepaart mit einer zarten Melancholie, die in die Vergangenheit (alte Fotos und private Filmaufnahmen von Familienszenen oder spielenden Kinder) schaut, ohne diese jedoch zu deuten oder zu bewerten, denn die meisten ihrer dargestellten Menschen sind nur in der Rückenansicht zu sehen oder deren Gesichter sind sehr verschwommen, wie bei einem unscharf gestellten Kameraobjektiv.
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